• S.

    4 Dez. 1938

    Dear Brill

    Ihr Brief enthielt in dem beige-
    legten check eine in diesen Zeiten
    keineswegs unangenehme Überraschung.
    Ich habe zwar von den basic writings
    nichts gewusst und mir bisher auch
    nie klar gemacht, ob es richtig ist,
    dass ich diese royalties annehme,
    die vielleicht Ihnen zukommen. Ich
    habe es mir bequem gemacht, indem
    ich annahm, wenn Sie so handeln,
    wird es gewiss in Ordnung sein.
    Ist es so?

    Aber ich würde mich auf alle Fälle
    freuen, wenn ich auch ein Exemplar
    des Buches erhielte, von dem diese
    royalties stam̄en. Als Autor habe
    ich doch ein Recht darauf. Der
    Verleger hätte es mir schicken
    sollen.

    Was Sie über Ihre Schwierigkeiten mit
    den refugees wie Federn, Jekels,
    Reik schreiben, kann ich mir nur
    zu gut vorstellen. Ich hoffe, Sie
    lassen darum in Ihren Bemüh-
    ungen ihnen zu helfen, nicht nach.
    Das Ärgste an der unglücklichen
    Situation ist, dass es alte Leute sind,
    die unter normalen Verhältnissen
    ein Recht hätten, ihre Arbeit
    als beendigt aufzugeben, anstatt
    sie neu zu beginnen. Das Mit-
    leid thut gewiss viel für diese
    Armen, aber oft unter harten
    Formen, und es ist alles nicht
    genügend.

  • S.

    Ich selbst könnte noch ein oder zwei
    Patienten annehmen, da von allem,
    was ich eingebüsst habe, die Fähig-
    keit zum Analysiren am wenigsten
    betroffen worden ist. Mein nächstes
    Buch wird im Frühjahr erscheinen
    („Moses and Monotheism“) auch in
    einer amerikanischen Ausgabe.
    Seither hat meine Produktion geruht.

    Wir wohnen hier sehr schön,
    haben alle unsere Sachen, Möbel,
    Bücher und Sam̄lung aus Wien
    herausbekom̄en, was heute ganz
    unwahrscheinlich klingt. Am 6ten
    d.M. kommt mein Chow aus der Qua-
    rantaine, dh wir sind vor 6 Monaten
    angekom̄en. Wenn ich Sie als Gast
    in meinem Haus begrüssen könnte
    – wie es früher einige Male der
    Fall war, würden wir uns alle
    sehr freuen. Ob ich das erwarten
    darf, steht dahin. Unterdes aber
    herzliche Grüsse für Sie u Ihre
    liebe Frau von Ihrem

    alten, für Sie unverän-
    derten
    Freud