-
S.
2. 5. 12.
Lieber Doktor
Meinen Brief der auch Anfragen
wegen des Som̄ers, wenn kein Kongreß
stattfindet, enthielt, werden Sie
längst bekom̄en haben. Ich laße Sie
nun diesmal nicht so lange warten.Ich danke Ihnen vielmals für
Ihre guten u interessanten Nachrichten,
in denen natürlich auch von Kampf
u Streit etwas vorkommen musßte. Was
A. Starr betrifft, so wird es Sie
interessiren zu hören, daß ich ihn
überhpt nicht kenne. Wenn damals
vor 30 J. ein amerik. Doktor neben
mir bei Meynert gearbeitet hat, so
habe ich nicht gewußt, wer es ist, und
nie mit ihm verkehrt. Woher er also
mich so genau kennen gelernt hat,
bleibt rätselhaft. Er verwechselt sich
doch hoffentlich nicht mit B. Sachs,
dessen Bekanntschaft ich damals
gemacht habe. Ich habe den
Zeitungsausschnitt aus der NY Times vom
5/4 zweimal zugeschickt erhalten u mich
über die dumme Lüge mehr amüsirt
als geärgert. Ich als Muster eines -
S.
Wieners, das ist viel unverdiente Ehre.
Mit dem Verein hier u mit der Imago
bin ich recht zufrieden. In Zürich scheint
seit dem letzten Zeitungsspektakel eine
Art Einschüchterung eingerissen zu sein.
Für die Imago wird sich wol auch
in Amerika Interesse nach beiden
Richtungen- Beiträge u Aufträge –
finden. Nach Putnam’s Anregung führen
wir im Zentrabl einen Sprechsaal
ein und hoffen, daß auch Ihre Gruppe
ihn benützen wird.Kongreß wird heuer nicht stattfinden. Sie
wißen, dass Jung am 10 Sept in NY an
der Fordham U einen Kurs beginnt.Über Bleuler schwirren allerlei Gerüchte.
Er soll nach Breslau berufen werden,
man weiss aber nichts Sicheres. Der
Draht zwischen ihm und dem Z. Verein
scheint völlig zerschnitten zu sein.Mit herzlichem Gruß an Weib u Kind
Ihr getreuer
FreudP.S. Ditha B. wird im Mai hier erwartet.