• S.

    Semmering
    Villa Schüler

    11. 7. 1928

    Dear Brill

    Ihr Brief hat mir wolgethan,
    obwol er die Nachricht
    enthielt, daß ich Sie auch
    heuer nicht sehen
    werde, und wer kann
    für ein nächstes Jahr
    bürgen? Aber es war
    der alte, herzliche und
    offene Ton, und wie-
    viel schöner wäre es
    geworden, wenn er
    zwischen uns nie aus-
    gesetzt hätte.

    Natürlich freue ich mich
    am meisten über Ihre
    Aussichten auf ein Lehr-
    amt und bin sehr un-
    geduldig zu hören, daß
    sie sich verwirklicht
    haben. Es wäre von
    unvergleichlichem Wert,
    wenn an einer Stelle
    in Amerika wirklich
    Analyse gelehrt würde
    anstatt all der Ver-
    fälschungen und Ver-
    wässerungen, die dort
    verbreitet sind.

  • S.

    Ich weiß, daß Ihre Tochter mein
    Patenkind ist. Es ist eine
    Schande, daß ich nie etwas
    für sie habe thun können.
    Ihr Wunsch nach einem
    Bild von mir ist bescheiden
    genug. Drop me just a
    line, die sagt, wann sie
    Geburtstag hat. Ich werde
    dann sehen, ob ich so
    lange warten kann
    oder es besser sogleich
    schicken soll.

    Ihr Bericht über Lehrman
    hat den Wunsch in mir
    nach besserem Material
    geweckt. Vielleicht hätte
    ich ihn nicht angenom̄en,
    wenn Sie mich früher
    informirt hätten. In der
    That war seine Berufung
    auf Sie das für mich
    Entscheidende.

    Daß Sie Wittels Berufung
    gefördert haben, war sehr
    schön. Er ist begabt
    ein guter Redner und
    Stylist u wird hoffent-
    lich etwas gegen Adler
    ausrichten.

    Mit herzlichem Gruß
    u in Erwartung baldiger
    Nachrichten Ihr
    Freud