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S.
25. XI. 1934
Dear Brill
Ihre Briefe kommen selten, aber wenn
sie da sind, versetzen sie mich sofort
in die Atmosphäre persönlicher Intimi-
tät, in der wir seit einem Menschen-
alter zu einander stehen. Ich weiß von
ihren Schwierigkeiten u Kämpfen u
nehme Anteil an ihnen. Auch mich hat
es betroffen, daß die Analytiker so
wenig eigene Besserung aus der Analyse
beziehen. Ich habe mir die Erklärung
gegeben, daß die Analyse ein gefähr-
liches Metier ist, so deletär wie die
Handhabung der Röntgenstrahlen, und
sah mich veranlaßt, die freilich kaum
erfüllbare Forderung zu erheben,
daß ein ehrlicher Analytiker etwa
alle fünf Jahre die Analyse von
Neuem für eine Zeit lang aufsuchen
sollte. Wahrscheinlich thut es einem
Menschen nicht gut, 6-8 Stunden
den unfehlbaren Herrgott zu agiren.Bei Ihnen in Amerika sind die Verhält-
niße vielleicht ärger, die Reaktionen
roher als bei uns, aber die Klage ist
die nämliche. Doch habe ich gehört,
daß der Kongreß in Luzern den
Eindruck hinterließ, es sei ein
starkes Gefühl der Zusam̄en-
gehörigkeit und ein fester Ent-
schluß, zusammen zu bleiben,
unter den Analytikern vorhanden.
Nichts konnte die Anwesenden für
Ihre Abwesenheit entschädigen. -
S.
Vielleicht hätte sich unter dem Einfluß der
Gesamtstimmung manches zu Ihren
Gunsten schlichten lassen. Man hat
mir versichert, daß meine Tochter
Anna einen guten, besänftigenden
Einfluß auf manche widerstrebende
Elemente geübt hat.Höre mit Bedauern, daß
███████
die Hilfe der Analyse in Anspruch nehmen
mußte, aber mit Befriedigung, daß es
ihr wolthut. Sie haben zwei Damen Powers
in Ihrer Gesellschaft. Ich weiß
nicht mehr, was der Vorname meiner
Analysandin war; aber ich weiß, daß
sie damals ihr Interesse ganz bei den
SquirellsSquirrels hatte. Ist es wirklich dieselbe?Unsere öffentlichen Angelegenheiten
stehen natürlich nicht gut. Schwärzeste
katholische Reaktion, der wir noch
danken müssen, daß sie uns gegen
die Nazi beschützt. Aber alles, was
über die persönliche Unsicherheit in
Ihren Zeitungen steht, ist arg über-
trieben. Man lebt sicher und unbe-
helligt. Ich selbst – nun Sie können
sich leicht vorstellen, wie kräftig
und leistungsfähig man sich
zwischen 78 und 79 fühlt.In herzlicher Freundschaft
Ihr
Freud