• S.

    11. 5. 11

    Lieber Doktor

    Ich machte mir bereits Gedanken, was
    die lange Unterbrechung in Ihrer
    Korrespondenz bedeute, jetzt muß ich
    Ihnen aber danken, daß Sie mir erst
    nach dem glücklichen Ausgang der
    Erkrankung davon Mittheilung gemacht
    haben. Hoffentlich geht jetzt alles gut
    weiter. Sagen Sie Mrs Brill, wie sehr
    wir uns freuen zu hören, daß sie
    die schwere Prüfung überstanden
    hat u wie innig wir ihr wünschen, jetzt
    die Freuden der jungen Mutterschaft
    ohne Störung zu genießen.

    Die Berichte über Ihr Vereinsgründung
    erfüllen mich mit guter Zuversicht.
    Ich weiß, Ihre Finken werden bei Ihnen
    ordentlich singen lernen; bringen
    Sie einige derselben zum Kongreß
    mit. Wann derselbe stattfindet, kann
    ich Ihnen bereits mittheilen, am 24/25
    Sept oder ganz nahebei. Der Ort ist
    noch nicht bestim̄t. Lugano ist von
    Weimar abgelöst worden, aber nach
    einer Andeutung Jungs steht auch 

  • S.

    diese Wal noch nicht fest. Eine Nr des Korrespbl.
    wird in nächster Zeit erwartet.

    Ich bin mit meinen Arbeiten für heuer
    zu Ende. Das Jahrbuch wird sie Ihnen bringen.
    Ich vegetire noch so weiter; am 9 Juli
    will ich in Karlsbad sein, um die Reste
    meines amerikan. Darmleidens anzu-
    bringen, wenn es geht. Martin läuft
    wieder ganz tüchtig, Ernst ist jetzt Patient
    mit einer Fissura oder ulcus duodeni,
    das ihn hoffentlich nicht an seiner Matura
    hindern wird. Er soll nachher eine
    Liegekur durchmachen.

    Fraenkel halte ich nach gewißen Nachrichten
    für einen erfolgreichen ärztlichen
    Hochstapler. Habe ich Unrecht? Meine
    Schwester hat mir übrigens nichts ge-
    schrieben u ich würde mich nicht ein-
    mengen.

    Die Dissertation von Chase, die er mir
    zugeschickt hat (er ist der Übersetzer der
    Worcester lectures) war nicht gut. Er
    versteht das Ubw nicht u sieht es mit den
    Augen des Bw, wie es vielen geht,
    die es nur aus der Literatur u gar
    nicht den Phänomen kennen, die
    uns alle Tage vorliegen.

  • S.

    Rank hilft mir bei den Korrek-
    turen der Trdeutung, so daß
    diese in einigen Wochen
    vorliegen wird. Ich verspreche,
    daß Sie das Buch noch im
    Juni erhalten werden.

    Ich bin sehr froh, dß Sie
    meinen Bitten folgend
    Jones unterstützen. Vielleicht
    geht es dann, daß er in
    Toronto bleibt, oder
    sonstwo in Amerika.
    In England müßte er
    mit der ΨA wieder von
    vorne anfangen.

    Ferenczi habe ich von Ihrer
    Beschwerde verständigt.
    Ich kann Ihnen versichern,
    daß er nichts gegen Sie hat. 

  • S.

    Er ist in Bpest sehr vereinsamt
    u macht mit männlichem
    Verkehr kaum Fortschritte;
    sein einziger Verkehr ist
    die übrigens faszinirende
    und intelligente Frau.

    Nun grüße ich Sie herzlich
    u wiederhole alle guten
    Wünsche für Frau und
    Kind.

    Ihr treu ergebener
    Freud