• S.

    11. 3. 1928

    Dear Brill

    Ich habe keine Gefühlsschwierig-
    keiten, die mich veranlassen
    würden, die Antwort an Sie
    aufzuschieben. Aber dafür leide
    ich an einer Conjunctivitis
    die mich nötigt, sie möglichst
    zu kürzen.

    Ihr Brief hat mich einerseits erfreut,
    anderseits betrübt. Das erstere,
    weil er wieder den Ton von
    Intimität anschlägt, der zwischen
    uns nie aufhören sollen, das
    andere, weil ich erfahre, daß
    Sie nicht so gesund u nicht so
    reich sind, wie ich geglaubt und
    – Ihnen gerne gegönnt hätte.
    Alle Detailaufklärungen,
    die Sie mir geben, sind mir
    sehr willkommen. Es hätten
    sich überhaupt nicht soviel
    Mishelligkeiten zwischen
    uns anhäufen können, wenn
    Sie mehr Wert auf unseren
    persönlichen Kontakt gelegt,
    zB. nur regelmäßig unsere
    Kongreße besucht hätten.
    Anstatt dessen haben Sie halbe
    und ganze Jahre vorüber-
    gehen lassen, ohne mir auch 

  • S.

    nur einen Brief zu schicken. Von
    dem Vorwurf spreche ich Sie
    nicht frei. Hoffen wir, daß
    es in der Spanne Zukunft,
    die wir noch gemeinsam
    erleben können, anders
    sein wird.

    Ganz nebenbei, ich habe den
    Eindruck, als glaubten Sie,
    daß ich Mrs Fleischmann je
    behandelt habe. Das war nicht
    der Fall, es ist nicht zustande
    gekom̄en, weil sie meine
    Bedingung, sich von den Kindern
    zu trennen, abgewiesen hat.

    Meine „Zukunft einer Illusion“
    wird in London übersetzt u
    soll sehr bald von der Hogarth
    Press herausgebracht werden.
    Ein amerik. Verlag, der sich
    für sie interessirt, müsste
    sich an die H. Press wenden.

    Von der best of health,
    die Sie mir wünschen, bin ich
    weit entfernt, indeß ich
    existire noch u versuche auch
    die Arbeit festzuhalten.

    Mit herzlichen Wünschen
    für Sie und die Ihrigen
    Ihr
    Freud