• S.

    29. XI. 1931

    Mein lieber Brill

    Sie wissen, ein Brief von
    Ihnen ist mir immer ein
    Vergnügen, und ich danke
    Ihnen für alle darin
    enthaltenen Nachrichten.
    Es ist hart für mich zu
    hören, dass die Verschiebung
    des Kongresses mich auch
    um die Freude gebracht
    Sie wieder zu sehen.

    Im Sommer hatte ich eine
    gute Zeit, ich überstand
    sogar ohne Schaden
    die grosse Anstrengung einer
    3wöchentlichen Behand-
    lung durch Prof Kazanjian
    von Harvard, der mir
    eine gute Prothese machen
    sollte. Leider hat auch
    er wenig Erfolg gehabt.
    In diesem Herbst bin
    ich viel leidend gewesen,
    bald an dem, bald
    an jenem. Aber die 

  • S.

    Gesundheit eines alten Mannes
    ist nicht mehr interessant.

    Bleuler war im Nov. in Wien
    um zwei Vorträge zu halten.
    Er hat mich besucht, ich
    fand ihn ganz unverändert,
    sehr wol obgleich er nur
    um ein Jahr hinter
    mir ist.

    Ich hoffe Sie werden in New
    York die Erfahrung machen,
    dass die Existenz eines
    psa Instituts einer Gruppe
    neues Leben einflösst, ihrer
    Thätigkeit Ziele setzt. Die
    Menschen sind freilich
    schwer zu leiten, ich weiss
    es. Die Zeiten sind bei uns
    sehr schlecht. Es wäre
    notwendig, dass ich für
    alle erwerbe, aber wie
    lange kann das noch gehen?

    Ich grüsse Sie und alle
    Ihrigen herzlich,
    Ihr
    Freud