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S.
7. 7. 09
Dear Dr Brill
Meinen herzlichen Glückwunsch zur Klinik!
Ich finde, das ist schnell gegangen. Jetzt haben
Sie wol festen Fuß gefaßt, worüber wir
uns Alle mit Ihnen freuen.Meine Weigerung in NY selbst Vorträge
zu halten, möchte ich Ihnen mit einigen
Worten aufklären. Sie hat einen einzigen
aber sehr guten Grund, den der Schonung.
Ich bin durch das Jahr schwerer Arbeit sehr
hergenom̄en, obwol man es äußerlich nicht
bemerken wird, eben nicht krank oder
nervös, sondern normal arbeitsmüde,
u das Einzige, was mir das Vergnügen an
der Reise stört, ist die Erwägung, daß ich
die 2monatliche Enthaltung von geistiger
Arbeit einbüße, die mich sonst in den
Stand setzt , im Herbst mit frischen Kräften
zu beginnen. Darum allein will ich in
Amerika nicht fortsetzen, was ich hier zur
Übersättigung geübt habe. Also Hygiene, die
Woche in Worcester wird ja anstrengend
genug sein und auf dem Schiff werden
wir aus dem Debattiren u Erzälen nicht
herauskom̄en. Daß wir eine Woche frei
haben, ehe wir nach W. fahren, ist sehr
schön, aber ich denke, wir reisen in
diesen Tagen u sehen uns Natur an. -
S.
Niagara denke ich und was Sie sonst raten. Am
schönsten wäre es, wenn Sie mit uns giengen.
Denken Sie Salzburg in Amerika. Jungs Mit-
fahrt hebt ja die ganze Unternehmung
außerordentlich.Jones ist unerfreulich, das glaube ich auch.
Daß Sie die Dora dazu nehmen wollen, ist sehr
schön, aber Sie vermehren Ihre Arbeit.Am 14 reisen wir nach Ammerwald
Post Reutte in Tirol.
Ihre Briefe bis z 18 Aug treffen mich aber
ebensowol unter der Wiener Adresse."Abreaction" scheint mir auch gut zu sein.
Der Rattenmann von Salzburg, wenn Sie ihn
noch erinnern, ist eben fertig geworden
u wird morgen an Jung abgeschickt.Ich grüße Sie herzlich in der Erwartung
des näher gerückten Wiedersehens
u bitte Sie mich Ihrer Frau zu empfehlen
Ihr treu ergebener
Freud