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S.
18. 6. 12
Lieber Doktor
Sehr erfreut über Ihren Brief u die
guten Nachrichten von Familie und
Praxis. Ich habe drei Punkte mit Ihnen zu besprechen.1). Ich habe Mrs Liebman gesehen u ihr
infolge Ihrer Empfehlungdreivier Stunden
gegeben. Ich kann mir von der Vorgeschichte
des Falles u von den Schwierigkeiten,
dieSsie macht, eine gute Vorstellung bilden,
u habe versprochen, Ihnen alles zuzutragen,
damit Sie es in der Fortsetzg der Analyse
verwenden können. Sie will selbst uns
beide in Europa vorher treffen, aber
dies scheint mir eine überflüßige
Komplikation unserer Reisepläne.2). Wir gedenken am 14 Juli nach Karlsbad
zu gehen. Am 15 Aug. wollen die bis dahin
getrennten Familienmitglieder irgend-
wo zusammentreffen, wahrscheinlich in
Tirol, aber wir wissen noch nicht wo,
so daß ich es Ihnen nicht angeben
kann. Vom 6.-7. Sept bis Ende will
ich reisen. Das Ziel ist noch nicht festge-
stellt und auch die Begleitung Ferenczis
ist wegen seiner familiären Ver-
hältniße noch nicht sicher. Aber es -
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wird wahrscheinlich mit ihm werden. Die Reise
zu dritt hat auch für mich viel Reiz. Da
ich Ihnen gewiß noch von Karlsbad aus
schreiben werde, kann in den nächsten
Wochen alles über Ihr und sein Kom̄en
entschieden werden.3) Putnam will einige meiner kurzen
Aufsätze aus dem Zentralb übersetzen,
resp. unter seiner Aufsicht übersetzen
lassen. Bei einem ähnlichen Angebot
im letzten Jahr schrieb ich ihm, das
Übersetzgsrecht sei bei Ihnen und er
möge sich an Sie wenden. Er hat es dann
nicht gethan. Darum will ich ihm diesmal
nicht dieselbe Antwort geben, sondern
vorerst bei Ihnen anfragen, ob Sie
einverstanden sind. Sie haben vielleicht
gerade jetzt genug von solchen Arbeiten,
und Putnams Eintreten mag die Wirkung
von Starr’s Angriff wieder aufheben.
Wenn Sie also zustim̄en, so bitte ich Sie der
Zeitersparnis wegen, Putnam selbst
darüber zu schreiben, wenn nicht, dann die
Antwort an mich zu richten.Jones ist seit einigen Tagen hier, ich hatte
wenig Gelegenheit mit ihm zu plaudern,
da ich von 8–9 h beschäftigt bin. Ich habe -
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seine Frau zu einer Vorbehandlg für
4 Wochen übernom̄en.Judith dankt für Ihrer Beider Gruß;
sie scheint sich hier sehr wol zu fühlen.In der Sache der unbrauchbaren Vereins-
mitglieder sind Sie zu gewiß zu empfind-
lich (Finkenkomplex). Hinaus mit ihnen
u kein Bedauern. Lieber weniger und
gute Leute. Sie haben ganz Recht, daß
es in jedem Verein zu solchen Schwier-
igkeiten kommen muß. Ich bin seit
dem Austritt der Rotte Adler hier
recht zufrieden.Ich habe heuer viel leichter als sonst
gearbeitet, was ich Karlsbad zuschreibe
u habe auch an dem Gedeihen unserer
Sache viel Freude gehabt. Was stört,
das ist immer nur das persönliche
Moment, die Schwierigkeiten infolge
der Unzulänglichkeit sovieler selbst
in unserem Kreis.Herzliche Grüße in Erwartung
baldiger Nachricht.
Ihr getreuer
Freud