-
S.
3. 6. 09
Dear Doctor Brill
Ihre Briefe sind immer willkommen
und interessant. Ob ich den Amerikanern
mehr als ein fremder Name bin, möchte
ich dahingestellt sein lassen.Ihre Übersetzungsfragen kann ich nur
theilweise mit Sicherheit beantworten.
„Unbewußt“ muss mit unconscious wider-
gegeben werden; subc. hat keinen Platz
in meiner Terminologie. Über Zwneurose
habe ich mir lange den Kopf zerbrochen, ohne
zu etwas Besserem, als Sie vorschlagen,
zu kom̄en. Ich meinte obsession neurosis
gienge gut, wenn in Klam̄er dabei stünde
[obessions, phobies, doubts, impulses]. Sagt
man ja auch im Deutschen Zwvorstellen
u schließt alle anderen Zwvorgänge
dabei ein. Indeß kann ich gegen Ihre
compulsive neurosis mit den Zusätzen nichts
einwenden u muß die Entscheidg Ihnen
überlassen. Ihr Terminus scheint mir
sogar der bessere.Von Ihren Erfahrungen u Arbeiten werden
wir zudritt hoffentlich alles hören u
besprechen können. Wir kommen ja, wie -
S.
Sie wissen so ein, das wir fast noch eine Woche
bis zur Feier in Worcester frei haben.
Es wird an allen Punkten fleißig gearbeitet.
Von Jungs Thätigkeit, der eben sein neues
Haus bezogen hat, geben seine Briefe einen
ganz hervorragenden Begriff. Ihr Freund
Karpas spricht jetzt viel besser deutsch u
scheint sich sehr zu interessiren. Ich konnte
wenig für ihn thun, aber er geht Ende d.M.
zu Jung u ich werde meine Empfelung für
ihn nicht sparen.Jones schreibt – nicht ohne geheime Genugthuung,
daß die leitenden Neurologen über ihre
Zeit bereits anders verfügt haben u
nicht in W. anwesend sein werden. Ich glaube,
das wird uns nicht stören, wir werden
uns mit den Anwesenden begnügen.
Es ist aber vielleicht ein Grund mehr, daß
ich etwas vorwiegend psychologisches wie
den Traum zum Gegenstand der Vor-
lesungen nehme. Was meinen Sie?Mit herzlichem Gruß für Sie u Ihre liebe Frau
Ihr treuer
Freud