• S.

    22. 5. 1931

    Dear Brill

    Herzlichen Dank für Ihr
    eigenes Tlgr u alle Ihre
    Beteiligung an den Feier-
    lichkeiten in NY, von denen
    ich hier nur sehr unvoll-
    kommene Kenntnis gewon̄en
    habe. Ein Tlgr der „diners“
    vom 6 Mai habe ich am 21/5
    als Brief erhalten.

    Die Zeit war für mich aus
    anderen Gründen nicht
    leicht. Am 24/4 mußte ich
    eine neue Operation vor-
    nehmen lassen, nicht grade
    wegen eines Rezidivs,
    aber doch einer verdächtigen
    Wucherung an derselben
    Stelle. Ich arbeite jetzt wieder,
    aber ich bin noch nicht
    ganz hergestellt u wenn
    sich die Notwendigkeit
    eines solchen Eingriffs
    wiederholt, werde ich doch
    bald am Ende meiner Kräfte 

  • S.

    sein. Übrigens kann man mit
    75 Jahren nichts anderes als
    eine Existenz auf Abbruch er-
    warten.

    Der beigelegte Brief hat mich
    genötigt, jetzt an Sie zu
    schreiben. Der Absender
    beruft sich auf Sie, ich
    habe aber von Ihnen
    nichts über ihn gehört. Sein
    eigener Name ist unleserlich
    geschrieben, allein ein
    Grund ihn abzuweisen. Was
    er von mir verlangt ist
    eine Art von Mitarbeiter-
    schaft, die weder meine freie
    Zeit noch meine Gesundheit
    gestatten würden u die
    übhpt zu meinen europ.
    Anschauungen nicht paßt.
    Wenn er ein Buch über etwas
    schreiben will, soll er sich
    seine Meinungen selbst
    machen. Ich schreibe Ihnen so
    für den Fall, daß er sich
    ohne Antwort von mir
    an Sie wendet.

    Mit herzlichen Grüßen für
    Sie, Frau u Kinder
    Ihr
    Freud