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S.
Karlsbad
26. 7. 11.Lieber Doktor
Dank für Ihren guten Brief u jetzt ein
paar Worte über das Wichtigste, das
Wiedersehen. Ich verbringe die Woche
vor dem Kongreß in Zürich u reise
mit Jung nach Weimar. Nachher bin ich
frei, habe Abraham einen Tag versprochen,
das wäre aber erst der 23ste u da können
wir uns einrichten. Ferenczi wird Ihnen
gewiß antworten u trachten, daß es
zusam̄engeht.Nun etwas Geschäftliches. Zu meiner Befried-
igung habe ich in diesen Wochen bereits
das dritte Angebot einer englischen
Übersetzg der Trdeutung refüsiren können.
Es kam von Dr M. D. Eder Herausgeber
der „School Hygiene“ London W, 2 Char-
lottenstrasse. (Die früheren Sutherland
und Eden Paul). Diesem letzten Dr Eder
habe ich aber nahe gelegt, die kleine Schrift
über den Traum (Grenzfragen, Bergmann)
die eben in zweiter Auflage erschienen
ist, zu übersetzen, da ich nicht glauben kann,
Sie könnten noch Zeit u Interesse dafür
haben, wo Sie die Riesenarbeit der
anderen Übersetzung unternehmen.
Ich bitte Sie aber der Ordnung halber -
S.
ihm Ihre ausdrückliche Zustim̄ung unter der
angegebenen Adresse auszusprechen, voraus-
gesetzt natürlich, daß sie zu haben ist.Ich befinde mich hier, um meinen seit Amerika
unthätigen Darm anzuspornen, mit welchem
Ergebnis wird sich erst später zeigen. Vorläufig
ist es hier sehr heiß, sehr theuer u man be-
kom̄t von der Kur alle Zustände.In der Familie giebt es viel Krankheit, viel
Sorge entsprechend. Meine Frau, die gerade
heute ihren 50sten Geburtstag hat, ist wol.
Am 30 d. M gehe ich nach Klobenstein am
Ritten, Tirol, wohin auch Ferenczi kom̄en
wird. Über Adler u die Vorgänge in Wien
werden wir zu sprechen haben. Ich war
dieß Jahr nicht gerade auf Rosen gebettet.Sehr froh, dass May sich so gut entwickelt.
Ob ich mein Patenkind sobald sehe?Grüßen Sie Ihre Frau herzlich von mir
u denken Sie, daß uns nur wenige
Wochen von einem hoffentlich aus-
giebigen Wiedersehen trennen.Herzlichst
Ihr
Freud