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S.
Königssee Oberbaiern
2. 9. 15Dear Dr Brill
In meiner gegenwärtigen Abgeschiedenheit und
Isolirung hat mich Ihr Brief sehr erfreut
mit guten Nachrichten von den Ihrigen und
den Beweisen dafür, daß Sie unerschüttert
u unerschütterlich geblieben sind. Auch ist es
mir keineswegs gleichgiltig zu wissen, daß
Sie in diesem gräßlichen Krieg mit Ihren
Sympathien und Erwartungen so ganz auf
unserer Seite sind.Mit den Veröffentlichungen der Übersetzungen
geht es zwar langsam, aber auch dafür
ist der Krieg Erklärung genug. Das Int-
eresse der Welt ist ja jetzt anderswo. Kurz
vor der italien. Kriegserklärung hatte sich
noch ein vortrefflicher Übersetzer der
5 Vorlesungen in der Person des Dr Levi
Bianchini in Neapel gefunden; er hatte noch
Anderes, auch von Rank u Ferenczi, in
Angriff genom̄en, wird es aber natürlich
jetzt nicht herausbringen können. Außer-
dem kann ich nur noch einige Übersetzungen
ins Ungarische durch Ferenczi notiren.Unsere beiden Zeitschriften haben wir bisher
gehalten; wenn sich die Situation ver-
längert, wird Heller wol nicht aushalten.
Deuticke hat das Jahrbuch sofort eingestellt. -
S.
In der letzten Num̄er der Zeitschrift waren
einige theoret. Aufsätze von mir enthalten,
die später mit anderen – im Ganzen sind es
12 - als Buch „Zur Vorbereitung der Meta-
psychologie“ erscheinen sollen. Vielleicht finden
einige der Bedürfnisse von Hoch u McCurdy
darin Befriedigung – wenn sie wollen.Rank, Ferenczi, Abraham sind im Kriegsdienst,
Sachs ist als unbrauchbar nach kurzer Zeit
zurückgeschickt worden. Von Jones sind seit
Monaten keine Nachrichten, er hat die Korre-
spondenz lange erhalten. Von den Schweizern
steht nur Pfister zu uns u schreibt mir öfter.Meine beiden Söhne stehen im Feld, der
eine in Rußland, der jüngste gegen Italien.
Nach den spärlich eintreffenden Nachrichten
geht es ihnen derzeit gut. Der mittlere, der
unterdeß als Ingenieur fertig geworden
ist, wird vielleicht noch dazu kom̄en, ist aber
gegenwärtig beim Eisenbahnbau beschäftigt.Wir leben hier in reizender Gegend thaten-
los. Mit Ende dieses Monats werde ich nach
Wien zurückkommen. Vorher plane ich noch
einen Besuch bei meiner Tochter in Hamburg.Ich grüße Sie u Ihre liebe Famlie herzlich
u hoffe bald wieder von Ihnen zu
hören.
Ihr getreuer
Freud