• S.

    25. 2. 1936.

    Lieber Brill

    Ich habe gehört, daß Sie von Ihren
    leitenden Stellungen in den amer.
    Vereinigungen zurückgetreten
    sind. Ich kann diese Nachricht nicht
    aufnehmen, ohne Ihnen im eigenen
    Namen herzlich für alles zu danken,
    was Sie in einem langen Zeit-
    raum für die Sache der Analyse
    gethan haben. Sie haben sie nicht
    nur in Amerika eingeführt
    und vertreten, Sie haben auch
    das Recht, sich all der Leistungen
    zu rühmen, die Sie im Brief
    an meine Tochter erwähnen.
    Und Sie haben immer besonderen
    Wert darauf gelegt, den Kontakt
    mit uns armen Europaeern
    aufrecht zu halten. Warum Sie
    so große Schwierigkeiten mit
    den Kollegen gehabt haben,
    weiß ich nicht u kann ich von
    hier aus nicht beurteilen. Wir
    beide waren immer Freunde
    und bleiben es.

    In der Angelegenheit Schilder kon̄te
    ich mich nicht zurechtfinden. Ich
    verstand weder warum jemand,
    der die passive Analyse der Kandi-
    daten für so unwichtig hält, doch
    darauf besteht, solche Lehranalysen
    selbst zu machen, noch warum 

  • S.

    die Vereinigung, die ihm dieses Recht
    mit gutem Grund verweigert hatte,
    es ihm dann doch zugestand. Die
    Sachlage war allerdings bereits
    durch die Inkonsequenz der Wiener
    Vereinigung verwirrt, die Schilder
    wegen seiner wissenschaftlichen
    Leistungen das Recht zur Lehranalyse
    trotz seines Sonderstandpunkts
    eingeräumt hatte.

    Zu meinem 80sten Geburtstag
    mögen Sie meiner gedenken,
    aber thun Sie mir den Gefallen,
    keine Feierlichkeiten zu ver-
    anstalten.

    Mit herzlichen Grüßen
    für Sie und Mrs Brill wie
    für die Kinder
    Ihr
    Freud