• S.

    Prof. Dr. Freud
    Wien, IX. Berggasse 19.

    22.6.14.

    Lieber Freund

    Wir leben unter der Erwartung der 
    „Bombe“, die sofort nach Eintreffen 
    verschickt werden soll. Vorderhand 
    kein stärkeres Interesse.

    Ihre Beiträge oder Entwürfe erwarte 
    ich gleichfalls mit Spannung. Es scheint 
    mir, daß die Zeitschrift jetzt einiger 
    kräftiger Leistungen bedarf. Bei der 
    Ambivalenz müßte vor allem der 
    Arbeit Bleulers gedacht werden. Abraham 
    hat prinzipiell recht mit seiner Bemerkg 
    zu den aufgezälten Arbeiten, aber es 
    ist kaum die richtige Zeit den kritischen 
    Rotstift zu schwingen, sonst bekommen 
    wir keine Beiträge, und eine gewiße 
    Mannigfaltigkeit der Ansichten, selbst 
    eine Legirung mit so und soviel Prozent 
    Unsinn muß man ja zulassen. – Putnam 
    hat auch mir liebenswürdiger als sonst 
    geschrieben. Es kann sein, daß wir von 
    den 4 amerik. Gruppen nach dem 
    Schisma 3 behalten.

  • S.

    Vom Som̄er will ich Ihnen verraten, daß 
    ich unabweisbar eine Zeit des Alleinseins 
    brauche, da ich in Seis die Arbeit für Kraus 
    zu machen habe, die nur auf stillen Spazier-
    gängen ausgebrütet werden kann. Dann 
    hängt es davon ab, wann ich mit ihr 
    fertig werde. Vielleicht doch in 4 Wochen 
    also am 4‑5 Sept. Abraham will erst 
    vor dem Kongreß kom̄en. Dann wäre 
    es sehr schön, wenn wir die Zeit vom 
    18 September bis Holland oder Hamburg 
    gesellig verbringen könnten. Die 
    Zeit vom 4v18 Sept ist noch nicht besetzt, 
    vielleicht bleiben wir in Seis; ich werde 
    Ihnen von jeder Phase berichten.

    Am okkult Kongreß sollen Sie wirk-
    lich theilnehmen. Der Zeit nach läßt 
    es sich mit unserem Kongreß ja nicht 
    vereinen (16‑24 Okt!).

    Frau G. meinen herzlichsten Gruß.

    Ich arbeite übrigens wieder wie ein 
    richtiges Vieh, 8 früh ‑ 9½h abds! 
    Ihr 
    Freud

    a. Putnam
    b. Okkult.