• S.

    Prof. Dr. Freud 
    Wien, IX. Berggasse 19.

    15.2.14

    Lieber Freund

    Heute zwei Neuigkeiten. Mit der 
    minderen anzufangen. Ich habe die Ge-
    schichte der ψα Bewegung beendigt 
    u bin bereit, sie Ihnen zu schicken, 
    sobald Sie den Wunsch ausdrücken. Sie 
    haben dann die Güte, das Pack sicher 
    an Abraham zu spediren – denn 
    wiederschreiben kann ich’s nicht – und 
    mir Ihre formalen u sachlichen Kritiken 
    Bedenken, Vorschläge gesondert zuzu-
    schicken, damit ich sie in der Korrektur 
    verwenden kann. Es war saure Arbeit, 
    den ersten Teil kennen Sie.

    Zweitens; plötzliche Zusendung einer 
    Schrift von Jelgersma, Rektoratsrede zum 339st 
    Verjaardag der altberühmten Universität 
    Leiden, die sich Ontgeweten (ubw) Geestes-
    leven heißt. Ich versuche sie zu verstehen, 
    sehe daß sie über die Trdeutung handelt 
    und – freundlich ist. Tagsdarauf eine Zeitung 
    von Renterghem mit langem Auszug 
    aus der Schrift; dann Brief von Abraham
    der bestätigt, daß J. sich ganz rück-
    haltslos für uns u die ΨΑ ausge-
    sprochen hat u von Übersetzung usw 
    phantasirt. Endlich ein Brief vom 
    Autor selbst, den ich Ihnen (für 
    kürzeste Frist) beilege, und der 

  • S.

    das Wunder wirklich bestätigt. Denken Sie, 
    offizieller Psychiater, Rektoratsrede, ΨΑ 
     mit Haut und Haaren! Welche Überrasch-
    ungen stehen uns noch bevor!

    Heller will an ihn schreiben u eine deutsche 
    Ausgabe der kl Schrift veranlassen.

    Freitag, 20. dM. findet bei mir offizieller 
    Mosesabend statt, an dem über das 
    Schicksal dieses Wagstückes entschieden 
    werden soll (Heller, Rank, Sachs, Pollak
    der Künstler, der mir sehr gute Zeichnungen 
    geliefert hat). Schade, daß Sie in Bpest 
    sind.

    Eben kom̄t Ihr Telegr, das Manusk fordert. 
    Ich werde also morgen die Absendg 
    veranlassen. Den Brief von Jelgersma 
    will ich am Mittwoch im Verein vorlesen. 
    Die Arbeit über Déjà vu, nach der Sie ge-
    fragt haben, ist ein kleiner Schmarrn. 
    Haben Sie Lust, heuer zu Ostern (12 Apr) 
    etwas zu unternehmen? Vielleicht 
    wieder nach Arbe zu gehen, das in der 
    vorgerückteren Jahreszeit sehr schön 
    sein muß? Wenn alles in Hambg 
    gut ausgeht, Termin Mitte März, bin 
    ich sehr bereit. Möchten Sie das Kleine 
    mitnehmen? Sie ist amüsant, Sie ken̄en 
    sie ja vom Pordoijoch her. Gerade jetzt 
    fiebert sie leicht ohne sichtbaren Grund 
    seit Wochen, befindet sich nicht wol u 
    macht mir Sorgen.

    Herzlichen Gruß 
    Ihr Freud