• S.

    Prof. Dr. Freud                           
    Wien, IX. Berggasse 19.

    Noordwijk 20.8.10.

    Lieber Freund

    Vielen Dank für Brief u 
    zusagende Depesche. Ich bitte Sie 
    jetzt noch, mich rechtzeitig wissen 
    zu lassen, wann Sie im Haag 
    ankommen. Da ich selbst noch 
    einmal hinfahren muß, um dort 
    Geld auf meinen Kreditbrief 
    zu erheben, könnte ich in einem 
    Sie an der Bahn erwarten.

    Ihre – sorgfältig aufbewahrten – 
    Beobachtungen an Ihrem Masochisten 
    scheinen mir die Zweifel an der 
    Existenz der Ged. übertragung end-
    giltig niederzuschlagen. Jetzt heißt 
    es, sich in Gedanken daran 
    gewöhnen u den Respekt vor 
    der Neuigkeit verlieren, 
    auch das Geheimnis lange genug 
    im mütterlichen Schoß bewahren, 
    aber da hat der Zweifel ein Ende.

  • S.

    Ihre Zeitungsausschnitte waren 
    sehr amüsant. Der philosophische 
    Tierschinder, der da Unsterblich-
    keiten naiv austheilt, hat 
    offenbar die Hauptsache an der 
    Traumdeutung nicht verstanden, 
    nämlich die Deutung, wenn er 
    die Notwendigkeit der Tr. Ent-
    stellung bezweifeln kann. Er 
    ist wahrscheinlich ein persönlicher 
    Freund von Swoboda u ersetzt 
    Verständnis durch Zuneigung.

    Hier sehr schön, aber gelegentlich 
    so windig, daß die Existenz 
    erschwert wird. Ich werde nicht 
    böse sein, ein neues Kapitel 
    der Geographie aufzuschlagen. 

    Herzlichen Gruß 
    Ihr Freud