• S.

    Prof. Dr. Freud                           
    Wien, IX. Berggasse 19.

    Ammerwald 25.7.09

    Lieber Herr Doktor

    Mit Vergnügen gehe ich in die Beantwortung 
    Ihrer Fragen ein, die sich alle auf unser geplantes 
    Reiseabenteuer beziehen u also nur gefällige 
    Erwartungen wecken können.

    Von der Rückreise weiß ich noch nichts. Brill hat 
    abgeraten, sich einen Platz schon jetzt zu sichern, 
    weil man um diese Zeit im̄er bequem mit-
    käme. [Die Karten für den G. Washington ruhen 
    in meiner Mappe; ich habe sie beide halb bezalt, 
    so daß Sie in Bremen gerade den Rest zu bezalen 
    haben.] Ich rechne aber, daß wir am 20 Sept etwa 
    heimfahren werden, so daß mir noch einige 
    Tage für Berlin u Hamburg bleiben, wo theils 
    Verwandte Besuch verlangen, theils Zusam̄en-
    künfte wie mit Marcinowski und Abraham 
    lauern. Ich will wie Sie am 1 Okt zu Hause sein. 
    Ob es nun genau so ausgeht, läßt sich ja 
    vorher nicht bestimmen. Wenn Sie die letzten 
    Tage für einen Besuch bei uns verwenden 
    wollten, würden Sie die freudige Zustim̄ung 
    aller Meinigen für sich haben. Man hat mich 
    sofort beauftragt, Ihnen nahe zu legen, daß 
    der 15 Aug ein Son̄tag ist, so daß Sie sehr wol 
    durch Abreise am Abend des 14 Ihren 
    Urlaub verlängern könnten. Wir würden 
    dann am 19 früh von hier abreisen und am 20 in 
    Bremen eintreffen, wie wir sollen. Es wäre 
    natürlich sehr schön.

  • S.

    Meine Reise nach Bdpest wäre in eine Consultations-
    reise nach Saloniki gefallen, die bereits gesichert 
    schien, aber im letzten Moment abgesagt 
    wurde. Es war kein neurotischer Fall, ein gelähmtes 
    Kind.

    Ihre Geldversorgung scheint mir überreichlich. Ich 
    rechne darauf mit den 3000 mk von der Clark 
    University auszukom̄en. Da ich sie aber nicht 
    vorher bekom̄e, nehme ich ebensoviel mit 
    u rechne damit, daß wir einander aushelfen.

    Vorbereitungen mache ich noch weniger als 
    Sie, obwol ich noch mehr Grund dazu hätte. Ich 
    bin wirklich ganz fertig mit meinem Kräftebudget 
    für 1909 u muß mich ausruhen. Ich verschiebe 
    alle Vorbereitungen auf das Schiff. Sie u Jung 
    sollen mir dann sagen, was ich reden soll. Ich 
    habe einige Amerikabücher mit, aber ich sehe 
    sie nicht an. Gestern habe ich mir 2 archäologische 
    Bücher bestellt, dafür ist noch ein Fünkchen 
    Interesse vorhanden. Ich will mich über-
    raschen lassen. Im Vorsatz habe ich nur Niagara
    was von New York oder Boston ebensoweit ist 
    wie Abbazia von Wien, sonst, meine ich lassen 
    wir uns von Brill und den Einflüßen, die sich 
    dort ergeben, treiben.

    In Erwartung Ihrer Korrespondenzen 
    während dieser Ferienwochen 
    Ihr herzlich ergebener 
    Freud