• S.

    Prof. Dr. Freud                           
    Wien, IX. Berggasse 19.

    7.4.09

    Lieber Herr Doktor

    Ein Augenkatarrh nötigt 
    mich, den Brief so knapp als 
    möglich zu halten.

    Ich danke Ihnen für das Material 
    das ich wol zum größten Theil 
    verwenden werde (unter 
    Ihrem Namen). Der begleit-
    ende Brief folgt zurück, was 
    wol Ihren Wünschen am 
    ehesten entspricht. 

    In Betreff des Schiffes bin 
    ich noch nicht entschlossen. Ich 
    habe jetzt an Brill wie 
    an Stanley Hall selbst um 
    Auskunft geschrieben und 
    werde mich nach deren Ein-
    langen – Ende des Monats –

  • S.

    entscheiden. Wenn Sie bis dahin 
    nicht abgesagt haben, bestelle 
    ich eine zweite Kabine 
    für Sie.

    Freitag abds will ich über 
    Ostern nach Venedig, wo 
    Bruder u Schwägerin 
    schon sind.

    Herzl Gruß 
    Ihr Freud

    Anmerkungen aus: Brabant, Eva; Falzeder, Ernst; Giamperi-Deutsch, Patrizia (Hg.): Sigmund Freud / Sandor Ferenczi Briefwechsel. Wien, Köln, Weimar: Böhlau 1993-2005. 1993 in Band I/1 (1908 –1911)

         1    Wahrscheinlich Beiträge Ferenczis zur 3. Auflage von Zur Psychopathologie des Alltagslebens (Freud 1901b) (vgl. 57 F und 59 F).

        2    Nicht erhalten.

         3    Alexander Freud und Minna Bernays (1865-1941), Martha Freuds Schwester. Sie hatte nach dem Tod ihres Verlobten Ignaz Schönberg (1886), eines Jugendfreundes Freuds, als Gesellschafterin gearbeitet und war Anfang 1896, nach der Geburt Anna Freuds, in den Haushalt der Familie Freud gezogen, wo sie bis zu ihrem Tod blieb. Sie war an Fragen der Psychoanalyse interessiert und begleitete Freud auf mehreren Reisen.