• S.

    PROF. DR. FREUD 
    WIEN IX., BERGGASSE 19

    9 Dez 21

    Lieber Herr Doktor

    Meine Korrespondenz mit Kollegen Dr Blum 
    hat allerdings schon ein Ende gefunden. 
    Als ich ihm antwortete, daß ich im Frühjahr 
    wahrscheinlich Zeit finden würde u daß 
    die Stunde 50 fr. kostete schrieb er, daß er 
    sehr bedaure, soviel nicht leisten zu 
    können.

    Da Sie sich so sehr für ihn einsetzen will 
    ich gerne auf seinen Fall zurückkom̄en 
    und weitere Möglichkeiten erörtern.  
    Sagen Sie ihm doch, daß er eine ganz ausge-
    zeichnete Analyse bei Dr Rank hier 
    für die Hälfte haben kann. Vielleicht 
    geht er darauf ein.  Er soll sich dann 
    nur gleich mit R. in Verbindung setzen. 
    Ich kann das Honorar nicht herabsetzen denn 
    ich muß die kurze Zeit, die ich noch arbeits-
    fähig bleibe, verwenden, um mich aus 
    der Kriegsverarmung zu erheben, und 
    amerikanische und englische Ärzte strömen 
    mir so reichlich zu, daß eine Verringerung 
    des Honorars in einem Falle ein glattes 
    Opfer für mich wäre. Leider kann 
    ich mich jetzt nicht altruistisch benehmen, 
    zumal da ich sehr ernstlich daran denke, 
    die Zal meiner Arbeitsstunden meinem 
    Alter entsprechend einzuschränken.

    Ihre Deckerinnerung möchte ich doch zu gerne 
    für die Zeitsch. haben. Sie stehen auf ihrem 
    Titelblatt u sind in ihrem Inneren so gar 
    nicht vertreten.  Der Fall wird auch für 
    unsere deutschen Leser seinen vollen 
    Wert haben.  Für das englische Journal 
    kann er ohne weiteres von hier 
    aus oder in London übersetzt

  • S.

    werden.  Also ich rechne darauf!

    Mit herzlichem Gruß für Sie 
    und Ihre liebe Frau
    Ihr 
    Freud

    P.S. Die eintägigen Unruhen 
    haben keinen von uns betroffen.