S.
PROF. DR. FREUD
WIEN IX., BERGGASSE 19
10. XI. 21
Lieber Herr Doktor
Sehr erfreut wieder einmal von Ihnen
zu hören. Leider in einer Sache, die
bereits entschieden ist. Im vorigen Jahr
hat ein Verleger in Madrid, Ruiz
Castillo (Lista 66) sämtliche Übersetzgs-
rechte meines Buches fürs Spanische an sich
gebracht u heuer noch die letzten Erschein-
ungen hinzu erworben. Sein Übersetzer ist
ein Literat Luis Lopez Ballesteros y de Torres,
der sich mit einer Übersetzung von Nietzsche
bei mir vorgestellt hat. Die Vorlesungen
z. Einführung sollen zuerst ausgegeben werden
Da ist also nichts mehr zu machen, der einzige
Weg wäre, daß der von Ihnen so sehr
gelobte Kollege sich dem Verleger in
Madrid als Helfer anträgt, was auch ein
rascheres Erscheinen der ganzen Serie er-
möglichen würde. Es müßte aber sehr diskret
geschehen, ohne Erwähnung meiner Auskunft,
denn ich habe keinen Grund die Em-
pfindlichkeit des Übersetzers zu verletzen,
und der Kollege müßte bereit sein, etwas
anderes als die Vorlesungen zu über-
nehmen.
Der Fall Minkovski stellt Ihnen wirklich
keine leichte Aufgabe. Es gienge nur wenn
Sie mit großer Energie die privaten
Beziehungen abbrechen und sich zu strenger
Behandlung, Aberkennung aller Vorrechte
usw entschließen würden.
Mit herzl Gruß für Sie und
Ihre liebe Frau
Ihr
Freud