Prof. Dr. Freud                           
Wien, IX. Berggasse 19.

17.1.09

Lieber Herr College

Sie haben recht: in dem Satze fehlt 
eine Negation. Der Brief wurde 
am Vorabend eines innerlichen 
Erdbebens, einer argen Migraine 
geschrieben, u in solchen Zeiten 
habe ich die üble Gewohnheit, 
mir schnurstracks zu widersprechen. 
Ärgere Bedeutung hat der Anfall 
gewiß nicht.

Die Arbeit von Strohmayer suchen 
Sie dort, wo wir also bald 
die Ihrige finden werden. Sie 
ist wirklich gut u vielleicht um 
so geeigneter Eindruck zu machen, 
als er sich eingangs gegen die 
Zugehörigkeit zur Schule – ich 
hoffe, aus diplomatischen und 
nicht aus hochmütigen Motiven 
– verwahrt.

Von Amerika habe ich nichts mehr 
gehört auch keine Antwort auf 
meine Erkundigungen bei Brill. 

Ich habe kein Zutrauen u fürchte 
die Prüderie des neuen Con-
tinents. Sollte wider alles 
menschliche Erwarten die Reise 
doch zu Stande kom̄en, so ist 
Ihre Begleitung also ausge-
machte Sache.

Ihren S. A. vom ersten Vortrag in 
der K. Ges. d. Ärzte vermisse 
ich noch, habe allerdings auch im 
Archiv der Mittwochsgesellschaft 
keinen gesehen.

Die Arbeit ist jetzt sehr hart, kaum 
zu leisten. Diese Ansprüche hätten 
ein Dezennium früher an 
mich herantreten sollen.

Mit herzlichstem Gruß 
Ihr Freud

Anmerkung CD: 
S. A.: Separatabdruck

K. Ges. d. Ärzte: königliche Gesellschaft der Ärzte