• S.

    Prof. Dr. Freud

    IX., Berggasse 19.
    17. 4. 04

    Liebe Emma

    Endlich kann ich Ihnen die schuldige
    Antwort geben, ich bin vor zuviel
    Reden nicht zum Schreiben gekommen. 

    Also über den Satz kon̄ten Sie
    verfügen wie Sie wollten.  Das
    Referat werde ich, sobald Ihr Werk
    das Licht der Welt erblickt hat,
    schreiben, in Ihrem Sinne abfassen
    den von Ihnen gewünschten und
    eigenen Tadel einfügen u das
    Ganze dan̄ der NFrPr anbieten
    Es dauert dan̄ ohnehin einige Zeit,
    bis es abgedruckt wird.  Die
    Sonntagsbedingg werde ich nicht
    vorbringen; ich weiß, daß sich

  • S.

    solche Wünsche nicht durchsetzen lassen
    u übrigens ist es auch ganz gleich-
    giltig.

    Für den Krapotkin danke ich sehr;
    ich konnte wirklich nicht wissen,
    daß er für meine Bibliothek
    bestim̄t ist.  Er wird seinem Schicksal
    gelesen zu werden im Sommer
    verfallen.

    In der Druckgeschichte rate ich Ihnen
    nachzugeben, wenn W. Schwierig-
    keiten macht; das Sperren wird
    neuerdings für ignobel erklärt.

    Ich wäre selbst gekom̄en mich
    nach Ihrem Befinden zu erkundigen
    u alles mit Ihnen zu besprechen,
    was sich auf das erfreuliche Ereigniß
    bezieht, wenn nicht 12-13 stündige

  • S.

    Arbeit in diesen letzten zwei Wochen
    es mir unmöglich gemacht hätte.

    Über Ihre Schwester hoffe ich
    telephonisch zu hören, daß alles gut
    abgegangen ist, wie es bei solchen
    Operationen heute Regel ist.

    Frau Doczy die jetzt Ihr Manuscript
    liest, hat sich sehr befriedigt u
    sehr klug über den Inhalt geäußert.
    u gemeint, daß der zweite Theil
    den Müttern weit mehr eingänglich
    ist als der erste. „Jedem etwas bringen“
    scheint mir aber genug.

    Ich grüße Sie vorläufig herzlich
    Ihr
    Dr Freud