• S.

    1

    Prof. Dr. Freud
    IX., Berggasse 19

    8.5.06

    Verehrter Herr Doktor

    Seit vielen Jahren bin ich mir
    der weit reichenden Überein-
    stimmung bewußt, die zwischen Ihren
    u meinen Auffassungen mancher
    psychologischer und erotischer Probleme
    besteht und kürzlich habe ich ja den
    Mut gefunden eine solche ausdrücklich
    hervorzuheben [Bruchstück einer
    Hysterieanalyse 1905].  Ich habe mich oft
    verwundert gefragt, woher Sie
    diese oder jene geheime Kenntniß
    nehmen könnten, die ich nur durch
    mühseliges Erforschen des Objektes
    erworben und endlich kam ich
    dazu, den Dichter zu beneiden, den
    ich sonst bewundert.

  • S.

    2

    Nun mögen Sie erraten, wiesehr
    mich die Zeilen erfreut und erhoben,
    in denen Sie mir sagen, daß auch
    Sie aus meinen Schriften Anregung
    geschöpft haben.  Es kränkt mich fast,
    daß ich 50 Jahre alt werden musße,
    um etwas so Ehrenvolles zu
    erfahren.

    Ihr in Verehrung ergebener
    Dr Freud