• S.

    10. 1. 09

    Dear Doctor

    Sie sind ein tapferer Streiter. Und Sie müßen
    die "ups and downs" eines Kampfes durchmachen.
    Es gefällt mir sehr, daß Sie zum Optimismus
    neigen, aber ich meine, Sie gehen harten Zeiten
    entgegen. Sowie die Sexualität in unseren
    Lehren zum Vorschein kom̄t, werden Sie sich
    von allen Sympathien verlassen finden. Ich
    bin sicher, Sie werden nicht selber irre werden.

    Ihre Bestellung bei Deuticke werde ich aus-
    richten. In Betreff der Übersetzg schenke ich Ihnen
    durchaus Zutrauen u reservire mich gerne für
    zweifelhafte Stellen, wenn ich Ihnen dort
    nützlich sein kann.

    Der Clark University habe ich wenige Tage nach
    der Anfrage an Sie abgeschrieben, weil
    eine kurze Berechnung ergeben hat, daß
    der Verlust durch die 3wöchentl Verkürzung
    der Arbeit sich für den Familienvater nicht
    rechtfertigen lässt. Es thut mir freilich leid,
    aber es ist ganz unthunlich. Um Parker thut
    es mir nicht leid, seine Antwort machte es sich
    zu bequem mit Argumenten u schloß dann
    mit der Hoffnung, er habe meine Bedenken

  • S.

    beseitigt. Es gibt da keinen Compromiß. Früher
    oder später müßte sich die Unverträglichkeit ja
    doch herausstellen. Besser, man imponirt ihnen
    von Anfang an. Daß Sie ihm einen kleinen
    Aufsatz geschrieben haben, ist ja kein Unglück.

    Eine Arbeit von Strohmayer aus Jena
    macht einen sehr erfreulichen Eindruck, indem
    sie zuerst die Unabhängigkeit des Autors
    betont und dann alles in unserem Sinne bestätigt.
    [Über ursächliche Beziehung der Sexualität zu Angst
    u Zwangszuständen]

    Das Hauptinteresse gebührt jetzt der Vorbereitung
    des Jahrbuchs, das wie ich hoffe in 2–3 Wochen
    vorliegen wird. Wenn Sie dann vom kleinen
    Hans u seiner Phobie lesen, erwarte ich
    Ihr Urtheil u Ihre Eindrücke zu hören.

    Mit herzlichem Gruß für Sie
    u Ihre liebe Frau
    Ihr
    Freud