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S.
d.z Hamburg 15. 9. 19
Dear Dr Brill
Endlich habe ich auch wieder Nachrichten von Ihnen
(vom 3 Aug), nachdem ich schon lange vorher
Briefe u selbst Bücher von anderen Seiten
erhalten hatte. Ich freue mich, daß es Ihnen
u Ihrer Familie gut geht, u daß Sie trotz
der Ungunst der Zeiten soviel für die ΨA
thun konnten. Ich habe natürlich unterdes den
Kontakt mit Amerika völlig verloren
u erwarte einiges von Jones zu erfahren,
den ich Ende dieses Monats in Wien treffen
soll. Mit ihm werde ich auch die zwischen
uns schwebende Übersetzungsangelegenheit
besprechen u Ihnen dann ausführlicher als
heute darüber schreiben.Ich werde mich sehr freuen, die Übersetzgn,
die Sie aufzälen, von Ihnen zu erhalten.
Die Post ist wieder verläßlich. Das Leonardo-
Abenteuer in seiner recht amerikanischen
Färbung hat mich sehr amüsirt (Im Juli 19
erschien endlich die 2te Auflage hier). An
der Übersetzung der Gradiva bin ich, wie
Sie denken können, unschuldig; ich habe
bisher nie jemand anderen als Sie zu
einer englischen Überetzung autorisirt.Einigen Stellen Ihres Briefes hätte ich
größere Klarheit gewünscht. Ich weiß
erstens nicht, was Sie von mir verlangen,
was ich thun sollte, um Sie vor unberufenen -
S.
Konkurrenten zu schützen. Sie müßen es mir einmal
klar u ausführlich darlegen. Zweitens ist mir auch
Ihre Äußerung über Geldangelegenheiten zweifel-
haft geblieben. Ihr Angebot eines Darlehens lehne
ich derzeit dankend ab, obwol ich weiß, wie
aufrichtig es gemeint ist. Solange ich noch etwas
habe u erwerben kann, will ich nichts geliehen
nehmen. Dann aber setzen Sie fort, Sie hätten
einige Hundert Dollars für mich bereit liegen
„in royalties for your translations“, die Sie mir schicken
wollen, wann ich darum schreiben. Ich bitte Sie nun
genau zu unterscheiden, ob es sich da um einen
Betrag handelt, auf den ich einen legalen An-
spruch habe, oderoum etwas Ähnlich wie a
loan nämlich um eine aus Ihrer Initiative
hervorgehende Beteilung von der unter
anderen Verhältnißen nicht die Rede ge-
wesen wäre. Nur im ersteren Falle, den Sie
dann begründen wollen, schicken Sie mir den
Betrag aber in Mark unter der Adreße:
Konto Ernst Freud Deutsche Bank, Filiale
München; sonst aber gewiß nicht.Mit meinem Neffen Edw. Bernays hat es eine
Korrespondenz gegeben, die durch die Ungunst
des Verkehrs wie es scheint, zu einem
Misverständnis geführt hat. Er bekam meine
neuen „Vorlesungen z. Einführung in die ΨA“
in die Hand, von denen Sie noch nichts
zu wissen scheinen, u kabelte um die Erlaub-
nis sie übersetzen zu lassen, wofür er
mir eine bedeutende Gewinnbeteiligg
versprach. Ich antwortete: Apply Dr Brill,
womit ich sagen wollte, er solle sich an
Sie wenden, dem die Verfügung darüber -
S.
zusteht. Nach Wochen kam ein zweites Kabel:
Brill says I can go ahead shifts
authority your please cable
ampled newyork authorization
me proceedDas verstand ich so, dass Sie ihm
freie Hand lasen, wenn ich
nur einverstanden bin, u
gab ihm die Erlaubnis, weiß
aber allerdings nicht, wer der
Übersetzer sein wird. Aus Ihrem
Brief gewinne ich eine andere
Ansicht von der Sache, kenne
mich aber nicht aus. Hätten Sie
einfach u bestimmt die Rechte
geltend gemacht, die ich Ihnen
mündlich u schriftlich längst
eingeräumt, so wäre jede Un-
klarheit vermieden worden.
Die Vorlesungen sind ein Buch
von ich glaube 34 Bogen
ein dicker Band, u ich nahm
an, daß Ihr Verzicht auf -
S.
Überbeschäftigg u Abneigung
gegen eine so langwierige Ar-
beit zurückzuführen ist. Jetzt
hoffe ich, daß Sie Ihren Einfluß
dazu verwenden werden,
die Tüchtigkeit des Übersetzers
zu sichern. Das Buch ist bei
Heller bereits in 2 Aufl
erschienen.Ich werde abberufen. Bald
mehr von Ihrem
Sie herzlich begrüßenden
Freud