• S.

    30. Okt 13.

    My dear Dr Brill

    Aus Ihrem Brief habe ich ersehen, wie sehr
    ich Recht hatte, Sie zu vermissen. Es ist mir aber
    ein großer Trost, zu erfahren, daß Sie die
    Dinge genau so ansehen wie ich u darum
    wahrscheinlich mit meinen nächsten Schritten
    einverstanden sein werden.

    Jung hat sich auf dem Kongreß inkorrekt
    u brutal benommen. Wir haben, da wir
    zufällig in der Minderzal waren, nicht anderes
    thun können als gegen seine Wal demonst-
    riren; wir haben leere Stim̄zettel abgegeben,
    22 gegen 30. Er wird nicht lange Praesident
    bleiben, denn ich habe die Absicht, den Verein
    aufzulösen, und muß nur noch mit Ferenczi
    Abraham u Jones die geeignetsten Mittel
    überlegen.

    Der Kongreß war ekelhaft. Von der Sum̄e
    von theologisirenden Phrasen, von banalem
    Widerspruch u von Verleugnung aller
    guten Errungenschaften unserer ΨA
    kann ich Ihnen keine Vorstellung in
    einem Brief vermitteln. Das Mäntelchen,
    sie seien eigentlich meine Schüler und
    Fortsetzer, habe ich ihnen abgerissen, indem
    ich erklärte, das sei nicht mehr meine 

  • S.

    ΨA u ich hätte keine Gemeinschaft mit ihnen.
    Am düm̄sten hat sich Seif benom̄en, den
    wir auch tüchtig zerzaust haben. Von
    allem Anfang an sind sie uns übrigens
    ausgewichen, haben separat gegessen und
    kein Wort ausserhalb der Sitzungen mit
    uns gewechselt. Die Scheidung, die sie so
    angebahnt haben, soll nun wirklich eine
    gründliche werden. Die Züricher Neuer-
    ungen sind übrigens bei Licht gesehen noch viel
    dümmer als sie aus der Ferne aus-
    schauen.

    Von Fisher - London schrieb ich Ihnen bereits.
    Nach Deutickes Bericht bewirbt er sich
    ernsthaft und hat keine Prüfung verlangt.
    D. mag natürlich einen englischen Verleger
    lieber, weil er bei dem etwas bekom̄t.
    Was ich von Referaten über die englische
    Trdeutung gelesen habe, klang sehr ehren-
    voll u ließ mich einen raschen Abgang
    der ersten Auflage erwarten.

    Ich hoffe, daß Sie mir jetzt wieder
    öfter schreiben werden u grüße Sie mit
    Frau u Töchterchen herzlichst.
    Ihr
    Freud