S.
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XII Übersicht der Übertraggsneurosen
Vorbereitung.
Nach Detailuntersuchung versuchen Charaktere
zusam̄enzufassen, Abgrenzg von anderen, ver-
gleichende Durchführg der einzelnen Momente.Momente sind: Verdrgg, Gegenbesetzung, Ersatz u Symptbildung,
Verhältnis z. Sexualfunktion
Regression, Disposition. Beschränken auf
die 3 Typen Angsthy, Konvhy und Zw.a) Vdgg findet bei allen 3 an Grenze des ubw
u vbw Systems statt, besteht in Abziehung oder
Verweigerung vbw Besetzung, wird ge-
sichert durch Art von Gegenbesetzung. Bei
Zw in späteren Stadien verschiebt sie sich auf
Grenze zwischen Vbw u Bw.Werden hören, daß in nächster Gruppe die
Vdgg andere Topik hat, sie erweitert
sich dann zum Begriff d Spaltung.Topische Gesichtspunkt darf nicht in dem Sinn
überschätzt werden, daß etwa jeder Verkehr
zwischen beiden Systemen durch sie unter-
brochen würde. Es wird also wesentlicher
an welchen Elementen diese Schranke einge-
führt wird.Erfolg u Abgeschloßenheit
hängen insofern zusam̄en, als Mißerfolg zu weiteren
Bemühungen nötigt. Erfolg variirt bei
den 3 Neurosen u in einzel Stadien der-
selben.Erfolg am geringsten bei Angsthy, beschränkt
sich darauf, daß keine vbw u (bw) Reprae-
sentanz zu Stande kom̄t. Später, daß
anstatt der anstößigen eine Ersatz vbw
u bw wird. Endlich bei Phobiebildg erreicht
er Zweck, in Hem̄g des UnlustaffektsS.
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durch großen Verzicht, ausgiebig Fluchtversuch.
ZAbsicht der Vdgg ist im̄er Unlustvermeidg.
Schicksal der Repraesentanz ist nur ein Zeichen
des Vorgangs. Die scheinbare deskriptiv statt syst. Zerlegg des ab-
zuwehrenden Vorgangs in Vorstellg und Affekt
(Repraes. u quantit Faktor) ergiebt sich eben
daraus, daß Vdgg in Verweigerung der Wort-
vorstellg besteht, also aus topisch Charakter
der Vdgg.Bei Zw ist Erfolg zuerst ein voller, aber kein
dauernder, Prozess noch weniger abgeschloßen
Er setzt sich nach erster erfolgreicher Phase durch
zwei weitere fort, von denen erstere (sek.
Vdgg Bildg der Zwvorstellg. Kampf geg. Zwvorstellg sich wie Angsthy mit Ersetzg der Reprae-
sentanz begnügt, spätere (tertiäre) der
Phobie entsrech. Verzichte u Einschränkg produzirt
aber zum Unterschied mit logisch Mitteln
arbeitet.Im Gegensatz hiezu ist Erfolg der Konvershy
von Anfang an ein voller, aber durch starke
Ersatzbildg erkaufter. Prozeß des einzelnen
Vdggvorgangs abgeschloßener.b)
Ersatz u Symptombildg.
GegenbesetzungBei Angsthy fehlt sie zuerst, reiner Fluchtver-
such., wirft sich dan̄ auf Ersatzvorstellg u bes.
in dritter Phase, auf Umgebg derselben,
um von da aus Bändigg der Unlustent-
bindg zu sichern, als Wachsamkeit, Aufmerk-
samkeit. Repraesentirt den Anteil der
vbw, also den Aufwand, den Neurose
kostet.Bei Zw, wo es sich von Anfang um Abwehr
eines ambivalenten Trieb handelt, besorgt
sie die erste glückende Vdgg, leistet dann
Reaktionsbildung dank der Ambivalenz
giebt dann in tertiärer Phase die Aufmerksamkeit,S.
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die Zwvorst auszeichnet u besorgt die
logische Arbeit. Also 2 u 3 Phase ganz wie bei
Angst Unterschied in 1 Phase, wo bei Angst
nichts bei Zw alles leistet.Im̄er sichert sie Vdgg entsp Anteil des Vbw.
Bei Hy glückl Charakter dadurch ermöglicht,
daß Gegenbes von Anfang an Zusam̄entreffen
mit Triebbesetzg sucht u sich zum Kompromiß
mit ihr einigt, auswählende Bestim̄ung auf
Repraesentanz trifft.c) Ersatz u Symptombildg.
Entspricht der Wiederkehr Vgten, Mislingen
der Vdgg. Eine Weile zu sondern, später fließt
mit ihr zusam̄en.Am vollkom̄ensten bei Konvhy: Ersatz =
Symptom, nichts weiter zu trennen.Ebenso bei Angthy, Ersatzbildg ermöglicht
dem Vdgt die erste Wiederkehr.Bei Zw sondert sich scharf, indem erste Er-
satzbildg von Verdrgend durch Gegenbe-
setzg geliefert u nicht zu Symptomen gerechnet
wird. Dafür sind späteren Symptome der Zw.
oft vorwiegend Wiederkehr des ver-
drängten, Anteil des Verdrg an ihnen ge-
ringer.Symptombildg, von der unser Studium ausgeht,
fällt im̄er mit Wiederkehr des Vdrgten
zusam̄en u geschieht mit Hilfe der Regression
und der disponirenden Fixirungen.
Ein allgemein. Gesetz sagt aus, daß die
Regression bis zur Fixirg zurückgeht
und von dort aus Wiederkehr des Ver-
drängten sich durchsetzt.d) Verhältnis z. Sexualfunktion
Für dies bleibt bestehen, daß verdrgte
Triebregung stets eine libidinöse
dem Sexualleben angehörige ist.S.
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während Verdrgg vom Ich ausgeht aus verschied-
enen Motiven, die sich als ein Nichtkönnen (wegen
Überstärke) oder Nichtwollen zusam̄en-
fassen laßen. Das letztere geht auf Unver-
träglichkeit mit den Ichidealen oder auf
andersartige befürchtete Schädigg des Ichs
zurück. Das Nichtkönnen entspricht auch
einer Schädigg.Verdunkelt wird diese fundamentale
Thatsache durch zwei Momente, erstens
hat es oft Anschein, als ob Vdrgg durch Konflikt
zweier Regungen, beide libidinös sind,
angeregt würde. Dies löst sich durch die
Erwägung, daß die eine davon ichgerecht ist
u in dem Konflikt die Hilfe der vom
Ich ausgehenden Vdgg anrufen kann.
Zweitens, indem nicht nur libid sondern
auch Ichstrebg unter den verdrängten ange-
troffen werden, bes. häufig u deutlich
bei längerem Bestand und fortgeschritt
Entwicklg der Neurose. Letztere kom̄t
so zu Stande, daß die vdgte lib. Regung
sich auf dem Umweg durch eine Ichstrebg
der sie eine Komponente geliehen hat,
durchzusetzen sucht, ihr Energie überträgt
und nun diese mit in die Vdgg reißt,
was im großen Umfange geschehen kann.
An Allgemeingiltigkeit jenes Satzes wird
dadurch nichts geändert. Begreifliche
Forderg, daß man Einsichten aus den
Anfangsstadien der Neurosen schöpfe.Bei Hy und Zw evident, daß sich Vdgg
gegendasdie Sexualfunktion in definitiver
Form, in der es Anspruch der Fort-
pflanzung repraesentirt richtet. Am
deutlichsten wieder bei Konversionshy
weil ohne Komplikationen, bei Zw erst
Regression. Indeß diese Beziehg nicht übertreiben,S.
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nicht etwa annehmen, daß Vdgg erst mit
diesem Stadium der Libido in Wirksamkeit
tritt. Im Gegenteil zeigt ja gerade Zw, daß Vdgg
allgemeiner Vorgang, nicht libidinös abhängig
weil hier gegen Vorstufe gerichtet. Ebenso in
Entwicklg, daß Vdgg auch gegen perverse Reggen
in Anspruch genom̄en. Frage, warum Vdgg
hier gelingt, sonst nicht, in Natur libid
Strebg sehr vertretgsfähig, so daß bei
Vdgg der normal die perversen verstärkt
werden u umgekehrt. Zur Sexualfunkt
Vdgg kein anderes Verhältnis, als daß sie
zu ihrer Abwehr bemüht wird wie Regression
u andere Triebschicksale.Bei Angsthy ist Verhältnis zur Sexualf. undeutlicher
aus Grund, die bei Behandlg der Angst zum
Vorschein gekom̄en. Scheint, daß Angsthy jene
Fälle umfaßt, in denen Sextriebanspruch
als zu groß wie Gefahr, abgewehrt. Keine bes.
Bedingg aus Libidoorganisation.e) Regression. Das interessanteste Moment und
Triebschicksal. Von Angsthy aus keinen Anlaß
es zu erraten. Könnte sagen, daß hier nicht in
Betracht kom̄t, vielleicht weil jede spätere
Angsthy so deutlich auf eine infantile regredirt
(die vorbildliche Disposition der N) und
diese letztere so frühzeitig im Leben auftritt.
Dagegen die beiden anderen schönste Bei-
spiele von Regression, aber diese spielt
bei jeder andere Rolle in Struktur
der Neurose. Bei Convhy ist ea eine starke
Regression, Rückkehr zu Phase ohne
Scheide von Vbw und Ubw, also ohne
Sprache und Zensur. Die Regression dient
aber der Symptombildg u Wiederkehr
des Vdgt. Die Triebregung die vomS.
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aktuellen Ich nicht akzeptirt, rekurrirt
auf ein früheres, von dem aus sie Abfuhr,
freilich in anderer Weise, findet. Daß es
dabei virtuell zu einer Art Libidoregress
kom̄t, schon erwähnt. Bei Zw ist es
anders. Die Regression ist eine Libido-
regression, dient nicht der Wiederkehr,
sondern der Vdgg u wird durch eine
starke konstit Fixirg oder unvoll-
kom̄ene Ausbildg ermöglicht. In der
That fällt hier erster Schritt der Abwehr
der Regression zu, wo es sich mehr um
Regression als auf Entwicklgshem̄g
handelt, und die regressive libidin
Organis unterliegt dann erst einer
typischen Verdrängg, die aber erfolglos
bleibt. Ein Stück Ichregression wird von
der Libido aus Ich aufgezwungen
oder ist in der unvollkom̄enen Entwicklg
des Ichs, die hier mit Libphase zusam̄en-
hängt, gegeben. (Tren̄g d. Ambivalenzen)f). Hinter Regression verhüllen sich die
Probleme der Fixirung u Disposition.
Die Regression, kann man allgemein
sagen, reicht so weit zurück bis zu einer
Fixierungsstelle, entweder in Ich- oder
Libidoentwicklg, u diese stellt die Disposition
dar. Dies ist also das maßgebendste, die
Entscheidg über Neurosenwal vermitteln-
de Moment. Lohnt also, dabei zu verweilen.
Fixirung kom̄t durch Phase d. Entwicklg
zu Stande, die zu stark ausgeprägt
war oder vielleicht auch zu lange angehalten
hat, um restlos in die nächste überzugehen.
Klarere Vorstellg worin in welchenS.
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Veränderg die Fixirg besteht, wird am besten
nicht verlangen. aber über Herkunft etwas
sagen. Besteht sowol die Möglichkeit, daß
solche Fixirg rein mitgebracht sowie daß
sie durch frühzeitige Eindrücke herbeige-
führt, und endlich, daß beide Faktoren
zusam̄enwirken. Umsomehr da man be-
haupten darf, beiderlei Momente seien
eigentlich ubiquitär, da alle Dispositionen
konstitutionell vorhanden sind im Kinde
u anderseits die wirksamen Eindrücke
sehr vielen Kindern gleicher Weise zu Teil
werden. Handelt sich also um mehr oder
weniger und ein wirksames Zusam̄en-
treffen. Da niemand konstit. Momente
bestreiten geneigt ist, fällt es ΨA zu auch
das Anrecht der frühinfantil Erwerbg
kräftig zu vertreten. Bei Zw ist übrigens
das konstit Moment weit deutlicher er-
kannt, als bei Khy das akzidentelle, das
ist zuzugeben. Detailverteilg im̄er noch
zweifelhaft.Wo das konstit Moment der Fixirung
in Betracht kom̄t, damit Erwerbg nicht
beseitigt, sie rückt nur in noch frühere
Vorzeit, da man mit Recht behaupten
darf, daß die ererbten Dispositionen
Reste der Erwerbung der Vorahnen
sind. Hiemit stößt man an Problem der
phylogenetischen Disposition hinter der
individuell oder ontogenetischen und
darf keinen Widerspruch finden, wenn
das Individ zu seiner ererbten Dis-
position auf Grund früheren Erlebens
neue Dispositionen aus eigenem
Erleben hinzufügt. Warum sollte derS.
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Prozeß, der Disposition aufgrund von
Erleben schafft, gerade an dem Individ,
dessen Neurose man untersucht, erlöschen?
Oder dieses Disposition für seine Nach-
kom̄en schaffen, sie aber nicht für sich
erwerben können. Scheint vielmehr
notwendige ErgänzungWie weit die phylogenetische Disposition
das Verständnis der Neuros beitragen
kann, ist noch nicht zu übersehen. Es gehörte
dazu auch, daß Betrachtg über enge Gebiet
der Übertraggsneuros hinausgeht. Der
wichtigste unterscheidende Charakter der
Übertraggsn konnte in dieser Übersicht
ohnedieß nicht gewürdigt werden, weil
er ihnen ja gemeinsam nicht auffällt und
erst bei Herbeiziehg der narzißt Neuros
durch Kontrast auffallen würde.Es liegtin der Festhaltung des Objekts. Verhältnisdes Ich zum ObjektBei dieser Vergrößerg
des Horizontes würde Verhältnis von
Ich zu Objekt Vordergrund rücken und
Festhaltg des Objekts sich als gemeinsam
Unterscheidendes ergeben. Gewiße Vor-
bereitung hier gestattet.Hoffe der Leser, der sonst auch an Langweile
vieler Abschnitte gemerkt hat, wie sehr
alles auf sorgfältiger u mühseliger Beob-
achtg aufgebaut, wird Nachsicht üben,
wenn auch einmal die Kritik vor der Phan-
tasie zurücktritt u ungesicherte Dinge
vorgetragen werden blos weil sie anregend
sind und Blick in die Ferne eröffnen.Es ist noch legitim anzunehmen daß
auch die Neurosen Zeugnis von der
seelischen Entwicklgsgeschichte desS.
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Menschen ablegen müßen. Ich glaube nun, in Auf-
satz (Über zwei Prinzipien) gezeigt zu haben,
daß wir den Sexualstrebgen des Menschen
eine andere Entwicklg zuschreiben dürfen
als den Ichstrebgen. Der Grund wesentlich
daß die ersteren ganze Weile autoerotisch
befriedigt werden können, während Ichstrebgen
von Anfang auf Objekt u damit auf
Realität angewiesen sind. Welches die
Entwicklg des menschlichen Sexuallebens
glauben wir in großen Zügen gelernt
zu haben (Drei Abhandlg z Sexualtheorie)
Die des menschlichen Ichs, dh der Selbster-
haltgsfunktionen u der von ihnen ab-
geleiteten Bildgen, ist schwieriger zu
durchschauen. Ich kenne nur den einzigen
Versuch von Ferenczi, der ψα Erfahrungen
zu diesem Zwecke verwertet. Unsere Auf-
gabe wäre natürlich sehr erleichtert,
wenn uns die Entwicklgsgeschichte des
Ichs anderswoher gegeben wäre, die
Neurosen zu verstehen, anstatt daß wir
jetzt umgekehrt verfahren müßen. Man
bekom̄t dabei den Eindruck, daß die
Entwicklgsgeschichte der Libido ein weit
älteres Stück der Entwicklg wiederholt
als die des Ichs, erstere vielleicht Ver-
hältniße des Wirbeltierstam̄es
wiederholt, während letztere von der
Geschichte der Menschenart abhängig ist.
Es existirt nun eine Reihe, an welche man
verschiedene weitgehende Gedanken an-
knüpfen kann. Sie entsteht, wenn man
die Ψneurosen (nicht die Übertraggsneurosen
allein) nach dr Zeitpunkt anordnet, zu
welchem sie im individ Leben aufzutret
pflegen. Dann ist die AngsthysterieS.
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die fast voraussetzungslose die früheste, ihr
schließt die Konvhy (vom 4 J etwa) an,
noch etwas später in der Vorpubertät (9-10)
tritt bei Kindern die Zw auf. Die narzißt.
Neurosen fehlen der Kindheit. Von diesen
ist die Dem pr in klassischer Form Erkrankg
der Pubertätsjahre, die Par nähert sich
den Jahren der Reife, und Mel-Manie
auch dems Zeitabschnitt, sonst unbestim̄bar.Die Reihe lautet also:
Angsthy – Konv.hy – Z – Dem pr – Paranoia –
Mel-ManieDie Fixierungsdispositionen
dieser Affektionen scheinen auch eine
Reihe zu ergeben, die aber gegenläufig
ist.Deutlichbes. wenn man libid. Disposition
in Betracht zieht. Es ergäbe sich also, je später
die Neurose auftritt, auf desto frühere
Libidophase muß sie regrediren. Dies gilt
indeß nur in großen Zügen. Unzweifelhaft
richtet sich Khy gegen Primat d. Genitalien
die Zw gegen die sadist Vorstufe, alle 3
Übertraggsneuros gegen vollzogene Libido-
entwicklg. Die narzißt Neuros aber gehen
auf Phasen vor Objektfindg zurück,
die Dem pr regredirt bis zum Autoerotis
die Paranoia bis zur narzißt homosex.
Objektwal, der Mel liegt narzißt Identif
mit dem Objekt zu Grunde. Die Differenzen
liegen darin, daß die Dem unzweifelhaft
früher auftritt als die Par, obwol ihre
lib. Disposition weiter zurückreicht
und daß Mel Manie keine sichere zeit-
liche Einreihg gestatten. Man kann es also
nicht festhalten, daß die sicher vorhandenS.
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Zeitreihe der ΨN allein durch die Libidoentwi-
cklg bestim̄t wäre. Soweit dies zutrifft
würde man die umgekehrte Beziehg zwischen
beiden betonen. Es ist auch bekannt,
daß mit Altersfortschritt Hy oder Zw
in Dem sich umsetzen kann, nie kom̄t
das Umgekehrte vor.Man kann aber eine andere phylogenet.
Reihe aufstellen, die wirklich mit
der Zeitreihe der Neuros gleichläufig
ist. Nur muß man dabei weit ausholen
u sich manches hypothetische Zwischenglied
gefallen lassen.Von Drß ist zuerst die Idee ausgesprochen
worden, daß das Urmenschentier seine
Existenz in einem überaus reichen, alle
Bedürfnisse befriedigenden Milieu
hingebracht, dessen Nachhall wir im Mythus
vom uranfänglichen Paradies erhalten
haben. Dort mag es die Periodizität
der Libido überwunden haben, die den
Säugetieren noch anhaftet. Ferenczi hat
dann in der bereits erwähnten gedanken-
reichen Arbeit die Idee ausgesprochen,
daß die weitere Entwicklung dieses
Urmenschen unter dem Einfluß der
geologischen Erdschicksale erfolgt ist, und
daß insbesondere die Not der Eiszeiten
ihm die Anregung zur Kulturent-
wicklg gebracht hat. Es wird ja allgemein
zugegeben, daß die Menschenart zur
Eiszeit bereits bestand und ihre Einwirkg
an sich erfahren hat.Greifen wir die Idee von Ferenczi auf,
in den 3 Dispositionen zur Angsthy,
Konversionshy und Zwangs Regressionen
auf Phasen zuerkennen, welchesehen,S.
12
dereinst die ganze Menschenart vom
Beginne bis zum Ende der Eiszeiten
durchzumachen hatte, so daß damals alle
Menschen so waren wie heute nur
ein Anteil kraft seiner erblichen
Veranlagung und durch Neuerwerbung
ist. Die Bilder können sich natürlich
nicht völlig decken, denn die Neurose
enthält mehr als was die Regression
mit sich bringt. Sie ist auch der Aus-
druck des Sträubens gegen diese
Regression und ein Kompromiß zwischen
dem urzeitlich Alten und dem Anspruch
des kulturell Neuen. Am stärksten
wird sich diese Differenz bei der
Zwangsneurose ausprägen müßen, welche
wie keine andere unter dem Zeichen
der inneren Gegensätzlichkeit steht.
Doch muß die Neurose, soweit das Ver-
drängte in ihr gesiegt hat, das urzeitliche
Bild wiederbringen.Unsere erste Aufstellung würde also
behaupten, daß die Menschheit unter
dem Einfluß der Entbehrungen, welche
ihr die hereinbrechende Eiszeit aufer-
legte, allgemein ängstlich geworden
ist. Die bisher vorwiegend freundliche
jede Befriedigg spendende Außen-
welt verwandelte sich in eine Häufung
von drohenden Gefahren. Es war aller
Grund zur Realangst vor allem
Neuen gegeben. Die sex Libido verlor
allerdings zunächst ihre Objekte, die ja
menschliche sind, nicht, aber es läßt sich
denken, daß das in seiner Existenz be-
drohte Ich von der ObjektbesetzungS.
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einigermaßen absah
die Libido im Ichund
erhielt und so in Realangst verwandelte,
was vorher Objektlibido gewesen war.
An der infantilen Angst sehen wir
nun, daß das Kind die Objektlibido
im Falle der Unbefriedigg in Realangst
vor dem Fremden verwandelt, aber
auch, daß es übhpt dazu neigt, sich vor
allem Neuen zu ängstigen Wir haben
einen langen Streit darüber geführt,
ob die Realangst oder die Sehnsuchtangst
das Ursprünglichere ist, ob das Kind seine
Libido in Realangst wandelt, weil es für
zu groß, gefährlich erachtet u so übhpt zur
Vorstellg der Gefahr kom̄t, oder ob
es vielmehr einer, allgemeinen Ängstlich-
keit nachgiebt und aus dieser lernt, sich
auch vor seiner unbefriedigten Libido
zu fürchten. Unsere Neigung ging dahin
das erstere anzunehmen, die Sehnsucht-
angst voranzustellen, aber dazu fehlte
uns eine besondere Disposition. Wir
mußten es für eine allgemein‑kindliche
Neigung erklären. Die phylogenetische Über-
legung scheint nun diesen Streit zu Gunsten
der Realangst zu schlichten u läßt uns
annehmen, daß ein Anteil der
Kinder die Ängstlichkeit des Beginns
der Eiszeiten mitbringt und nun durch
sie verleitet wird, die unbefriedigte
Libido wie eine äußere Gefahr zu
behandeln. Das relative Übermaß der
Libido würde aber derselben Anlage
entspringen u die Neuerwerbung
der disponirten Ängstlichkeit ermög-
lichen. Im̄erhin würde die Diskussion
der Angsthysterie das ÜbergewichtS.
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der phylogenetischen Disposition über alle
anderen Momente befürworten.2). Mit dem Fortschritt der harten Zeiten
mußte sich den in ihrer Existenz bedrohten
Urmenschen der Konflikt zwischen Selbst-
erhaltung und Fortpflanzungslust ergeben,
welcher in den meisten typischen Fällen
von Hysterie seinen Ausdruck findet.
Die Nahrungsmittel reichten nicht hin,
eine Vermehrung der menschlichen Horden
zu gestatten und die Kräfte des Einzelnen
reichten nicht aus, so viele der Hilflosen am
Leben zu erhalten. Die Tötung der Geborenen
fand sicherlich einen Widerstand. an der
Liebe besonders der narzißtischen Mütter.
Somit wurde es soziale Pflicht, die Fort-
pflanzung zu beschränken. Die perversen
nicht zur Kinderzeugung führenden Befriedi-
iggen entgingen diesem Verbot, was
eine gewiße Regression auf die Libido-
phase vor dem Primat der Genitalien
beförderte. Die Einschränkg mußte das
Weib härter treffen Abstinenz als den um die
Folgen des Sexualverkehrs eher unbe-
kümmerten Mann. Diese ganze Situation
entspricht offenkundig den Bedinggen
der Konversionshysterie. Aus der Symptom-
atik derselben schließen wir, daß der
Mensch noch sprachlos war, als er sich aus
der unbezwungenen Not das Verbot
der Fortpflanzung auferlegte, also
auch noch nicht das System des Vbw
über seinem Ubw aufgebaut hatte.
Auf die Konversionshy regrediert dann auch
der dazu Disponirte, speziell das WeibS.
15
unter dem Einfluß der Verbote, welche die
Genitalfunktion ausschalten wollen, während
stark erregende frühzeitige Eindrücke
zur Genitalbetätigung drängen.3). Die weitere Entwicklug ist leicht zu konstruiren.
Sie betraf vorwiegend den Mann. Nachdem er
gelernt hatte an der Libido zu sparen und
die Sexualtätigkeit durch Regression auf eine
frühere Phase zu erniedrigen, gewann
die Betätigg der Intelligenz für ihn die
Hauptrolle. Er lernte forschen, die Welt feind-
liche etwas verstehen und sich durch Er-
findungen eine erste Herrschaft über sie
zu sichern. Er entwickelte sich unter dem
Zeichen der Energie, bildete die Anfänge
der Sprache aus u mußte den Neuerwerb-
ungen große Bedeutg zulegen. Die Sprache
war ihm Zauber, seine Gedanken erschienen
ihm allmächtig, er verstand die Welt
nach seinem Ich. Es ist die Zeit der animist-
ischen Weltanschauung u ihrer magischen
Technik. Zum Lohn für seine Kraft, so
vielen anderen Hilflosen Lebenssicher-
ung zu schaffen, maßte er sich die unein-
geschränkte Herrschaft über sie an, vertrat
durch seine Persönlichkeit die beiden
ersten Setzungen, daß er selbst unverletzlich
sei und daß ihm die Verfügung über
die Frauen nicht bestritten werden
dürfe. Zu Ende dieses Zeitabschnitts war
das Menschengeschlecht in einzelne Horden
zerfallen, die von einem starken und
weisen brutalen Mann als Vater beherrscht
wurden. Es ist möglich, daß die egoistisch
eifersüchtige u rücksichtslose Natur, die
wir nach völkerpsychologischen Erwäggen
dem Urvater der Menschenhorde zuschreibenS.
16
nicht von Anfang an vorhanden war, sondern
sich im Laufe der schweren Eiszeiten als
Resultat der Anpassung an die Not heraus-
gebildet hat.Die Charaktere dieser Menschheitsphase
wiederholt nun dieZwangs-Menschheits¿
neurose, einen Teil derselben negativ, da
ja die Neurose dem Sträuben gegen
Reaktionsbildgen diese Wiederkehr mitentspricht. Die Über-
betonung des Denkens, die riesige Energie,
die imZwang wiederkehrt, die Allmachtals
der Gedanken, sind unverwandelte
Züge. Aber gegen die brutalen Impulse,
welche das Liebesleben ersetzen wollen,
erhebt sich der Widerstand späterer Ent-
wicklungen die Neigung zu unverbrüch-
lichen Gesetzen, der von dem libidinösen
Konflikt aus endlich die Lebensenergie
des Individuums lähmt und nur die
auf Geringfügiges verschobenen Impulse
als Zwang bestehen läßt, übrig. So geht
dieser für die Kulturentwicklg wert-
vollste menschliche Typus an den Ansprüchen
des Liebeslebens zu Grunde in seiner
Wiederkehr, wie der großartige Typus
des Urvaters selbst, der später als
Gottheit wiederkehrte, an den familiären
Verhältnißen, die er sich schuf, in der
Wirklichkeit zu Grunde gegangen ist.4). Soweit wären wir in der Erfüllg eines
von Ferenczi vorhergesehenen Program̄s
„die neurotischen Regressionstypen mit
den Etappen der Stam̄esgeschichte der Mensch-
heit in Einklang zu bringen“, gekom̄en,
vielleicht ohne in allzu gewagte Spekulationen
abzuirren. Für die weiteren und späterS.
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auftretenden narzißtischen Neurosen fehlte
uns aber jede Anknüpfg, wenn uns
nicht die Annahme zu Hilfe käme, daß
die Disposition zu ihnen von einer zweiten
Generation erworben worden ist, deren
Entwicklg in eine neue Phase mensch-
licher Kultur hinüberleitet.Diese zweite Generation hebt mit den Söhnen
an welchen der eifersüchtige Urvater
nicht gewähren läßt. Wir haben an anderer Stelle
(T u. T.) eingesetzt, daß er sie vertreibt,
wenn sie das Alter der Pubertät erreicht
haben. ΨA Erfahrungen mahnen aber eine
andere u grausamere Lösung an die Stelle
zu setzen, nämlich daß er sie ihrer Mannheit
beraubt, wonach sie als unschädliche Hilfsar-
beiter in der Horde bleiben können.Den Effekt der Kastration in jener Urzeit dürfen
wir uns wol als Erlöschen der Libido und
Stehenbleiben in der indiv Entwicklg vor-
stellen. Solchen Zustand scheint die Dem pr.
zu wiederholen, die zumal als Hebephrenie
zum Aufgeben jedes Liebesobjekts, Rück-
bildg aller Sublimirungen und Rückkehr
zum Autoerotismus führt.Das jugend-Ver
liche Individ verhält sich so, als ob es die
Kastration erlitten hätte; ja,wirk-Selb
liche Selbstkastrationen sind bei dieser
Affektion nicht selten. Was die Krankheit
sonst auszeichnet, die Sprachveränderungen,
und halluzinat. Stürme, darf man in
das phylogenet. Bild nicht einbeziehen,
denn sie entsprechen den Heilungsver-
suchen, den vielfältigen Bemühungen,
das Objekt wiederzugewin̄en, die
im Krankheitsbilde beinahe auffälliger
Zeitlang. sind als die Rückbildungserscheinungen.S.
18
Mit der Annahme einer solchen Behandlg
der Söhne hängt eine Frage zusam̄en, die
im Vorübergehen zu beantworten ist.
Woher kom̄t den Urvätern Nachfolge und
Ersatz, wenn sie sich der Söhne in solcher
Weise entledigen? Schon Atkinson hat
den Weg gewiesen, indem er hervorhob,
daß nur die älteren Söhne die volle Ver-
folgg des Vaters zu befürchten hatten, daß
aber der jüngste – schematisch gedacht –woldank der Fürbitte der Mutter vor
allem aber infolge des Alternsund der
des Vaters u seiner Hilfsbedürftigkeit
Aussicht hatte, diesem Schicksal zu entgehen
und der Nachfolger des Vaters zu werden.
Dieser Vorzug des Jüngsten wurde in der
nächstkom̄enden sozialen Gestaltung gründ-
lich beseitigt und durch das Vorrecht des
Ältesten ersetzt. Im Mythus u im Märchen
ist er aber sehr gut kenntlich erhalten.5). Die nächste Wandlg konnte nur darin
bestehen, daß die bedrohten Söhne sich
der Kastration durch die Flucht entzogen
und lernten, miteinander verbündet
den Kampf des Lebens auf sich zu nehmen.
Dies Zusam̄enleben mußte sozialen
Gefüle zeitigen und konnte auf homo-
sexueller Sexualbefriedigg aufgebaut
sein. Es ist sehr möglich, daß in der Ver-
erbung dieser Zustandsphase die lange
gesuchte hered. Disposition der Homo-
sexualität zu erblicken ist. Die hier ent-
standenen aus der Homosex sublim-
irten sozialen Gefüle wurden aber
zum dauernden Menschheitsbesitz und
zur Grundlage jeder späteren Gesell-
schaft. Diese Zustandsphase bringt aberS.
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ersichtlich die Par wieder; richtiger gegen
die Wiederkehr ders. wehrt sich die Par,
bei der die geheimen Bündniße nicht fehlen
und der Verfolger eine großartige
Rolle spielt. Die Par sucht die Homosex.
abzuwehren, welche die Grundlage der
Brüderorganisation war, und muß
dabei den Befallenen aus der
Gesellschaft treiben und seine sozialen
Sublimirungen zerstören6). Die Einreihung der Mel‑Manie in diesen
Zusam̄enhang scheint auf die Schwierig-
keit zu stoßen, daß eine Normalzeit
für das individuelle Auftreten dieses
neurotischen Leidens nicht sicher anzugeben
ist. Doch steht es fest, daß sie eher dem Alter
der Reife angehört als der Kindheit
Faßt man die charakterist Abwechslung
von Depression und Hochstim̄ung ins Auge,
so ist es schwer sich an nicht die so ähnliche
Aufeinanderfolge von Triumph und
Trauer zu erinnern, welche regelmäßigen
Bestand religiöser Festlichkeiten bildet.
Trauer über den Tod des Gottes, Triumph-
freude über seine Wiederaufstehung.
Dieses religiöse Zeremoniell wiederholt
aber nur, wie wir aus den Angaben
der Völkerpsychologie erraten haben,
in umkehrender Richtung das Ver-
halten der Mitglieder des Brüder-
klans, nachdem sie den Urvater über-wältigt und getödtet hatten:fallen
Triumph über seinen Tod und dann
Trauer darüber, da sie ihn doch alle
als./ Vorbild verehrt hatten. So gäbe dieses
große Ereignis der Menschengeschichte
welches der Urhorde ein Ende machteEditorische Anmerkung:
Das Faksimile der letzten Seite 20 und der ersten Seite des Nachtrages (Seite 21), den Freud nach den Bemerkungen von Ferenczi noch verfasst hatte, fanden sich weder in dem Konvolut der XII. Abhandlung, das uns 2013 zur Ablichtung in der Library of Congress zur Verfügung gestellt wurde, noch sind sie in der 2017 veröffentichten elektronischen Publikation dieses Dokumentes der Library of Congress enthalten (https://www.loc.gov/resource/mss39990.OV1326/?sp=1&st=gallery [2024-12-31]. Die von Ilse Grubrich-Simitis 1985 publizierte Faksimile-Ausgabe enthält aber noch diese hier fehlenden Seiten.20
und sie durch die siegreiche Brüderorgan-
isation ersetzte, die Praedisposition für
die eigentümliche Stim̄ungsfolge, die wir
als besondere narzißtische Affektion
neben den Paraphrenien anerkennen.Die Trauer um
den Urvater geht aus derüber
Identifizirung mit ihm vor, und solche
Identifizirg haben wir als die Bedingung
des melancholischen Mechanismus nachge
wiesen.Zusam̄enfassend können wir sagen. Wenn
die Dispositionen zu den 3 Übertraggs-
neurosen im Kampf mit der Not der
Eiszeiten erworben wurden, so stam̄en
die Fixirungen, welche den narzißtischen
Neurosen zu Grunde liegen aus der
Bedrängg durch den Vater, welcher
nach Ablauf der Eiszeit deren Rolle
gleichsam gegen die zweite Generation über-
nim̄t, fortsetzt. Wie der erste Kampf
zur patriarchalischen Kulturstufe führt,
so der zweite zur sozialen, aber aus beiden
ergeben sich die Fixirungen, die in ihrer
Wiederkehr nach Jahrtausenden zur
Disposition der zwei Gruppen von Neurosen
werden. Auch in diesem Sinne ist also
die Neurose ein Kulturerwerb
Ob die hier entworfene Parallele
mehr ist als eine spielerische Ver-
gleichung, in welchem Maße sie die
noch nicht gelösten Rätsel der Neurosen
zu beleuchten mag, darf füglich
ferneren Untersuchungen und der
Beleuchtg durch neue Erfahrungen
überlassen werden ____________Editorische Anmerkung:
Der Strich zeigt das ursprüngliche Ende des Manuskripts an.Freud schickt diesen Entwurf an Sandor Ferenczi, in dem beigefügten Brief vom 28.7.1915 schreibt er:
„Seite 21-23 sind nach Ihrem Brief hin-
zugefügt, auf den ich gewartet hatte.“ (F-FeSa/1915-07-28)
Damit reagierte Freud auf eine Stelle im Brief Ferenczis vom 24. Juli 1915:
„Nur die Analogie zwischen Dementia praecox und der Kastrationsphase leuchtet mir nicht ein. Die Kastrierten können sich ja nicht fortgepflanzt und ihren Zustand phylogenetisch fixiert haben; Sie meinen also sicher die Fixierung der Kastrations-Angst. Der Verlust der Mutter hat allerdings bei den ausgetriebenen Söhnen zunächst volle Ratlosigkeit und Regression auf den Narzißmus zur Folge haben können. Es fragt sich aber, wie sich auch diese Phase phylogenetisch fixiert haben mag, ebenso ist die Fixierung der Homosexualität rätselhaft, wenn man nicht annimmt, daß einzelne Homosexuelle bisexuell blieben und sich fortpflanzen konnten. Es wäre denn, daß jede dieser Phasen einzelne ›Verbrecher‹ gezeitigt hat, die ungehindert durch die herrschende Zeitströmung sich normal mit der Frau (Mutter) begatteten. (Ödipus, Raub der Sabinerinnen.)“ (FeSa-F/1915-07-24)21
Nun ist Zeit Reihe Einwendungen zu denken, die mahnen,
daß wir die erreichten Zurückführgen nicht überschätzen
sollen. Zunächst jedem aufdrängen, daß die zweite
Reihe der Dispositionen, die der zweiten Gener-
ation, nur von Männern (als Söhnen) erworb
werden konnten, während Dem pr, Paran
u Mel ebensowohl von Frauen produzirt
werden. Frauen in Urzeiten unter noch
mehr verschiedenen Bedingg gelebt
als heute. Sodann haftet an diesen Dispositionen
eine Schwierigkeit, von der die ersten
Reihe frei sind: Sie scheinen unter Bedinggen
erworb zu werden, die Vererbung aus-
schließen. Es ist evident, daß die kastrirten
u eingeschüchterten Söhne nicht zur Fortpflanzung
kom̄en also ihre Disposition nicht fortsetzen
können (Dem pr). Aber ebensowenig
kann der ψ Zustand der ausgetriebenen
in Homosexualität verbundenen Söhne Einfluß
auf die nächsten Generationen nehmen
da sie als unfruchtbare Seitenzweige der
Familie erlöschen, solange sie nicht über
den Vater triumphirt haben. Bringen
sie es aber zu diesem Triumph, so ist
es Erlebnis einer Generation, dem
man die notwendige unbegrenzte
Vervielfältigg absprechen muß.WieWie sich denken läßt, braucht man
auf so dunkeln Gebieten um Auskünfte
nicht verlegen zu sein. Die Schwierigkeit fällt
ja im Grunde mit einer früher aufgeworf-zusam̄en, wie sich der brutale Vaterzu St
der Eiszeit, der ja nicht unsterblich war wie
sein göttliches Nachbild, fortgesetzt. Wieder
bietet sich der jüngere Sohn, der später zum
Vater wird, der zwar nicht selbst kastrirt
wird, aber das Schicksal seiner älterenS.
22
Brüder kennt u für sich befürchtet, an den die
Versuchung herangetreten sein muß wie die
glücklicheren von ihnen zu fliehen u auf
das Weib zu verzichten. So bliebe neben
den als unfruchtbar abfallenden Männern
im̄er eine Kette von anderen, die an ihrer
Person die Schicksale des Männergeschlechts
durchmachen u als Dispositionen vererben
können. Der wesentliche Gesichtspunkt bleibt
bestehen, daß sich für ihn die Not der Zeiten
durch den Druck des Vaters ersetzt.Der Triumph über den Vater muß ungezälte
Generationen hindurch geplant u phantasirt
worden sein ehe es gelang ihn zu realisiren.
Die Ausbreitg der durch den Vaterdruck erzeugten
Dispositionen auf das Weib scheint selbst
größere Schwierigkeit zu bereiten. Die Schick-
sale des Weibes in diesen Urzeiten sind uns
durch besonderes Dunkel verhüllt. So mögen
Lebensverhältniße in Betracht kom̄en, die
wir nicht erkannt haben. Der gröbsten Schwier-
igkeit überhebt uns aber die Bemerkg,
daß wir der Bisexualit des Menschen
nicht vergeßen dürfen. So kann das Weib
die vom Mann erworb Dispositionen
übernehmen und selbst an sich zum Vor-
schein bringen.Indeß machen wir uns klar, daß wir mit
diesen Auskünften im Grund nichts
anderes erreicht. als unsere wissensch.
Phantasien dem Vorwurf der Absur-
dität entzogen zu haben. Im Ganzen be-
halten sie ihren Wert als heilsame Er-
nüchtergen, wenn wir vielleicht auf
Wege waren, die phylogenet Disposition
über alles andere zu setzen. Es geht also
nicht so zu, daß in vielleicht gesetzmäßig
festgestellter Verhältniszal archaischeS.
23
Konstitutionen an den neuen Indiv wiederkehren
und sie durch den Konflikt mit den Ansprüchen
der Gegenwart in Neurose drängen. Es bleibt
Raum für Neuerwerbg und für Einflüße, die
wir nicht kennen. Im Ganzen sind wir nicht am
Ende, sondern zu Anfang eines Verständ-
nißes dieses phylogenet. Faktors.S.
28. 7. 15
Lieber Freund
Ich schicke Ihnen hier den Entwurf der XII,
der Sie gewiß interessiren wird. Sie können
ihn wegwerfen oder behalten. Die
Reinschrift folgt ihm Satz für Satz
u weicht nur wenig von ihm ab.
Seite 21-23 sind nach Ihrem Brief hin-
zugefügt, auf den ich gewartet hatte.
Ihr ausgezeichneter Einwand war zum
Glück vorgesehen worden.Ich werde nun eine Pause eintreten
lassen, ehe ich Bw u Angst endgiltig
ausarbeite. Ich leide viel an
Karlsbader Beschwerden.Herzl Gruß Ihr Freud
OV 13 Box 39-23