XII Übersicht der Übertragungsneurosen 1915-101/1915
1915-101/1915 XII Übersicht der Übertragungsneurosen
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    XII Übersicht der Übertraggsneurosen

    Vorbereitung.

    Nach Detailuntersuchung versuchen Charaktere
    zusam̄enzufassen, Abgrenzg von anderen, ver-
    gleichende Durchführg der einzelnen Momente.

    Momente sind: Verdrgg, Gegenbesetzung, Ersatz u Symptbildung,
    Verhältnis z. Sexualfunktion 
    Regression, Disposition. Beschränken auf
    die 3 Typen Angsthy, Konvhy und Zw.

    a) Vdgg findet bei allen 3 an Grenze des ubw 
    vbw Systems statt, besteht in Abziehung oder
    Verweigerung vbw Besetzung, wird ge-
    sichert durch Art von Gegenbesetzung. Bei
    Zw in späteren Stadien verschiebt sie sich auf
    Grenze zwischen VbwBw.

    Werden hören, daß in nächster Gruppe die
    Vdgg andere Topik hat, sie erweitert
    sich dann zum Begriff d Spaltung.

    Topische Gesichtspunkt darf nicht in dem Sinn
    überschätzt werden, daß etwa jeder Verkehr
    zwischen beiden Systemen durch sie unter-
    brochen würde. Es wird also wesentlicher
    an welchen Elementen diese Schranke einge-
    führt wird.

    Erfolg u Abgeschloßenheit
    hängen insofern zusam̄en, als Mißerfolg zu weiteren
    Bemühungen nötigt. Erfolg variirt bei
    den 3 Neurosen u in einzel Stadien der-
    selben.

    Erfolg am geringsten bei Angsthy, beschränkt
    sich darauf, daß keine vbw u (bw) Reprae-
    sentanz zu Stande kom̄t. Später, daß
    anstatt der anstößigen eine Ersatz vbw
    u bw wird. Endlich bei Phobiebildg erreicht
    er Zweck, in Hem̄g des Unlustaffekts

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    durch großen Verzicht, ausgiebig Fluchtversuch.
    Z Absicht der Vdgg ist im̄er Unlustvermeidg.
    Schicksal der Repraesentanz ist nur ein Zeichen
    des Vorgangs. Die scheinbare deskriptiv statt syst. Zerlegg des ab-
    zuwehrenden Vorgangs in Vorstellg und Affekt
    (Repraes. u quantit Faktor) ergiebt sich eben
    daraus, daß Vdgg in Verweigerung der Wort-
    vorstellg besteht, also aus topisch Charakter
    der Vdgg

    Bei Zw ist Erfolg zuerst ein voller, aber kein
    dauernder, Prozess noch weniger abgeschloßen
    Er setzt sich nach erster erfolgreicher Phase durch
    zwei weitere fort, von denen erstere (sek. 
    Vdgg Bildg der Zwvorstellg. Kampf geg. Zwvorstellg sich wie Angsthy mit Ersetzg der Reprae-
    sentanz begnügt, spätere (tertiäre) der 
    Phobie entsrech. Verzichte u Einschränkg produzirt 
    aber zum Unterschied mit logisch Mitteln 
    arbeitet. 

    Im Gegensatz hiezu ist Erfolg der Konvershy 
    von Anfang an ein voller, aber durch starke
    Ersatzbildg erkaufter. Prozeß des einzelnen
    Vdggvorgangs abgeschloßener.

    b) Ersatz u Symptombildg.
    Gegenbesetzung

    Bei Angsthy fehlt sie zuerst, reiner Fluchtver-
    such., wirft sich dan̄ auf Ersatzvorstellg u bes.
    in dritter Phase, auf Umgebg derselben,
    um von da aus Bändigg der Unlustent-
    bindg zu sichern, als Wachsamkeit, Aufmerk-
    samkeit. Repraesentirt den Anteil der
    vbw, also den Aufwand, den Neurose
    kostet.

    Bei Zw, wo es sich von Anfang um Abwehr
    eines ambivalenten Trieb handelt, besorgt
    sie die erste glückende Vdgg, leistet dann
    Reaktionsbildung dank der Ambivalenz
    giebt dann in tertiärer Phase die Aufmerksamkeit,

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    die Zwvorst auszeichnet u besorgt die
    logische Arbeit. Also 2 u 3 Phase ganz wie bei
    Angst Unterschied in 1 Phase, wo bei Angst 
    nichts bei Zw alles leistet.

    Im̄er sichert sie Vdgg entsp Anteil des Vbw.
    Bei Hy glückl Charakter dadurch ermöglicht,
    daß Gegenbes von Anfang an Zusam̄entreffen
    mit Triebbesetzg sucht u sich zum Kompromiß
    mit ihr einigt, auswählende Bestim̄ung auf
    Repraesentanz trifft.

    c) Ersatz u Symptombildg.

    Entspricht der Wiederkehr Vgten, Mislingen
    der Vdgg. Eine Weile zu sondern, später fließt
    mit ihr zusam̄en.

    Am vollkom̄ensten bei Konvhy: Ersatz =
    Symptom, nichts weiter zu trennen.

    Ebenso bei Angthy, Ersatzbildg ermöglicht
    dem Vdgt die erste Wiederkehr.

    Bei Zw sondert sich scharf, indem erste Er-
    satzbildg von Verdrgend durch Gegenbe-
    setzg geliefert u nicht zu Symptomen gerechnet
    wird. Dafür sind späteren Symptome der Zw
    oft vorwiegend Wiederkehr des ver-
    drängten, Anteil des Verdrg an ihnen ge-
    ringer.

    Symptombildg, von der unser Studium ausgeht,
    fällt im̄er mit Wiederkehr des Vdrgten
    zusam̄en u geschieht mit Hilfe der Regression
    und der disponirenden Fixirungen.
    Ein allgemein. Gesetz sagt aus, daß die
    Regression bis zur Fixirg zurückgeht
    und von dort aus Wiederkehr des Ver-
    drängten sich durchsetzt.

    d) Verhältnis z. Sexualfunktion

    Für dies bleibt bestehen, daß verdrgte
    Triebregung stets eine libidinöse 
    dem Sexualleben angehörige ist.

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    während Verdrgg vom Ich ausgeht aus verschied-
    enen Motiven, die sich als ein Nichtkönnen (wegen
    Überstärke) oder Nichtwollen zusam̄en-
    fassen laßen. Das letztere geht auf Unver-
    träglichkeit mit den Ichidealen oder auf
    andersartige befürchtete Schädigg des Ichs
    zurück. Das Nichtkönnen entspricht auch
    einer Schädigg.

    Verdunkelt wird diese fundamentale
    Thatsache durch zwei Momente, erstens
    hat es oft Anschein, als ob Vdrgg durch Konflikt
    zweier Regungen, beide libidinös sind,
    angeregt würde. Dies löst sich durch die
    Erwägung, daß die eine davon ichgerecht ist
    u in dem Konflikt die Hilfe der vom
    Ich ausgehenden Vdgg anrufen kann.
    Zweitens, indem nicht nur libid sondern
    auch Ichstrebg unter den verdrängten ange-
    troffen werden, bes. häufig u deutlich
    bei längerem Bestand und fortgeschritt 
    Entwicklg der Neurose. Letztere kom̄t
    so zu Stande, daß die vdgte lib. Regung
    sich auf dem Umweg durch eine Ichstrebg
    der sie eine Komponente geliehen hat,
    durchzusetzen sucht, ihr Energie überträgt 
    und nun diese mit in die Vdgg reißt,
    was im großen Umfange geschehen kann. 
    An Allgemeingiltigkeit jenes Satzes wird
    dadurch nichts geändert. Begreifliche
    Forderg, daß man Einsichten aus den
    Anfangsstadien der Neurosen schöpfe.

    Bei Hy und Zw evident, daß sich Vdgg
    gegen das die Sexualfunktion in definitiver
    Form, in der es Anspruch der Fort-
    pflanzung repraesentirt richtet. Am
    deutlichsten wieder bei Konversionshy 
    weil ohne Komplikationen, bei Zw erst
    Regression. Indeß diese Beziehg nicht übertreiben,

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    nicht etwa annehmen, daß Vdgg erst mit
    diesem Stadium der Libido in Wirksamkeit
    tritt. Im Gegenteil zeigt ja gerade Zw, daß Vdgg
    allgemeiner Vorgang, nicht libidinös abhängig
    weil hier gegen Vorstufe gerichtet. Ebenso in
    Entwicklg, daß Vdgg auch gegen perverse Reggen
    in Anspruch genom̄en. Frage, warum Vdgg
    hier gelingt, sonst nicht, in Natur libid
    Strebg sehr vertretgsfähig, so daß bei
    Vdgg der normal die perversen verstärkt
    werden u umgekehrt. Zur Sexualfunkt
    Vdgg kein anderes Verhältnis, als daß sie
    zu ihrer Abwehr bemüht wird wie Regression
    u andere Triebschicksale.

    Bei Angsthy ist Verhältnis zur Sexualf. undeutlicher
    aus Grund, die bei Behandlg der Angst zum
    Vorschein gekom̄en. Scheint, daß Angsthy jene
    Fälle umfaßt, in denen Sextriebanspruch
    als zu groß wie Gefahr, abgewehrt. Keine bes. 
    Bedingg aus Libidoorganisation.

    e) Regression. Das interessanteste Moment und
    Triebschicksal. Von Angsthy aus keinen Anlaß
    es zu erraten. Könnte sagen, daß hier nicht in
    Betracht kom̄t, vielleicht weil jede spätere
    Angsthy so deutlich auf eine infantile regredirt 
    (die vorbildliche Disposition der N) und
    diese letztere so frühzeitig im Leben auftritt.
    Dagegen die beiden anderen schönste Bei-
    spiele von Regression, aber diese spielt
    bei jeder andere Rolle in Struktur
    der Neurose. Bei Convhy ist ea eine starke
    Regression, Rückkehr zu Phase ohne 
    Scheide von Vbw und Ubw, also ohne 
    Sprache und Zensur. Die Regression dient 
    aber der Symptombildg u Wiederkehr 
    des Vdgt. Die Triebregung die vom 

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    aktuellen Ich nicht akzeptirt, rekurrirt
    auf ein früheres, von dem aus sie Abfuhr,
    freilich in anderer Weise, findet. Daß es
    dabei virtuell zu einer Art Libidoregress 
    kom̄t, schon erwähnt. Bei Zw ist es
    anders. Die Regression ist eine Libido-
    regression, dient nicht der Wiederkehr,
    sondern der Vdgg u wird durch eine
    starke konstit Fixirg oder unvoll-
    kom̄ene Ausbildg ermöglicht. In der
    That fällt hier erster Schritt der Abwehr
    der Regression zu, wo es sich mehr um
    Regression als auf Entwicklgshem̄g
    handelt, und die regressive libidin
    Organis unterliegt dann erst einer
    typischen Verdrängg, die aber erfolglos
    bleibt. Ein Stück Ichregression wird von
    der Libido aus Ich aufgezwungen
    oder ist in der unvollkom̄enen Entwicklg
    des Ichs, die hier mit Libphase zusam̄en-
    hängt, gegeben. (Tren̄g d. Ambivalenzen)

    f). Hinter Regression verhüllen sich die
    Probleme der Fixirung u Disposition.
    Die Regression, kann man allgemein
    sagen, reicht so weit zurück bis zu einer
    Fixierungsstelle, entweder in Ich- oder
    Libidoentwicklg, u diese stellt die Disposition
    dar. Dies ist also das maßgebendste, die
    Entscheidg über Neurosenwal vermitteln-
    de Moment. Lohnt also, dabei zu verweilen.
    Fixirung kom̄t durch Phase d. Entwicklg
    zu Stande, die zu stark ausgeprägt
    war oder vielleicht auch zu lange angehalten 
    hat, um restlos in die nächste überzugehen. 
    Klarere Vorstellg worin in welchen

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    Veränderg die Fixirg besteht, wird am besten
    nicht verlangen. aber über Herkunft etwas
    sagen. Besteht sowol die Möglichkeit, daß
    solche Fixirg rein mitgebracht sowie daß
    sie durch frühzeitige Eindrücke herbeige-
    führt, und endlich, daß beide Faktoren
    zusam̄enwirken. Umsomehr da man be-
    haupten darf, beiderlei Momente seien
    eigentlich ubiquitär, da alle Dispositionen
    konstitutionell vorhanden sind im Kinde
    u anderseits die wirksamen Eindrücke
    sehr vielen Kindern gleicher Weise zu Teil
    werden. Handelt sich also um mehr oder
    weniger und ein wirksames Zusam̄en-
    treffen. Da niemand konstit. Momente
    bestreiten geneigt ist, fällt es ΨA zu auch
    das Anrecht der frühinfantil Erwerbg 
    kräftig zu vertreten. Bei Zw ist übrigens
    das konstit Moment weit deutlicher er-
    kannt, als bei Khy das akzidentelle, das
    ist zuzugeben. Detailverteilg im̄er noch
    zweifelhaft.

    Wo das konstit Moment der Fixirung
    in Betracht kom̄t, damit Erwerbg nicht
    beseitigt, sie rückt nur in noch frühere
    Vorzeit, da man mit Recht behaupten
    darf, daß die ererbten Dispositionen
    Reste der Erwerbung der Vorahnen
    sind. Hiemit stößt man an Problem der
    phylogenetischen Disposition hinter der
    individuell oder ontogenetischen und
    darf keinen Widerspruch finden, wenn
    das Individ zu seiner ererbten Dis-
    position auf Grund früheren Erlebens
    neue Dispositionen aus eigenem
    Erleben hinzufügt. Warum sollte der

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    Prozeß, der Disposition aufgrund von
    Erleben schafft, gerade an dem Individ,
    dessen Neurose man untersucht, erlöschen?
    Oder dieses Disposition für seine Nach-
    kom̄en schaffen, sie aber nicht für sich
    erwerben können. Scheint vielmehr
    notwendige Ergänzung

    Wie weit die phylogenetische Disposition
    das Verständnis der Neuros beitragen
    kann, ist noch nicht zu übersehen. Es gehörte
    dazu auch, daß Betrachtg über enge Gebiet
    der Übertraggsneuros hinausgeht. Der
    wichtigste unterscheidende Charakter der
    Übertraggsn konnte in dieser Übersicht
    ohnedieß nicht gewürdigt werden, weil
    er ihnen ja gemeinsam nicht auffällt und
    erst bei Herbeiziehg der narzißt Neuros 
    durch Kontrast auffallen würde. Es liegt
    in der Festhaltung des Objekts. Verhältnis 
    des Ich zum Objekt Bei dieser Vergrößerg
    des Horizontes würde Verhältnis von
    Ich zu Objekt Vordergrund rücken und
    Festhaltg des Objekts sich als gemeinsam
    Unterscheidendes ergeben. Gewiße Vor-
    bereitung hier gestattet.

    Hoffe der Leser, der sonst auch an Langweile
    vieler Abschnitte gemerkt hat, wie sehr
    alles auf sorgfältiger u mühseliger Beob-
    achtg aufgebaut, wird Nachsicht üben,
    wenn auch einmal die Kritik vor der Phan-
    tasie zurücktritt u ungesicherte Dinge
    vorgetragen werden blos weil sie anregend
    sind und Blick in die Ferne eröffnen.

    Es ist noch legitim anzunehmen daß
    auch die Neurosen Zeugnis von der
    seelischen Entwicklgsgeschichte des

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    Menschen ablegen müßen. Ich glaube nun, in Auf-
    satz (Über zwei Prinzipien) gezeigt zu haben,
    daß wir den Sexualstrebgen des Menschen
    eine andere Entwicklg zuschreiben dürfen
    als den Ichstrebgen. Der Grund wesentlich 
    daß die ersteren ganze Weile autoerotisch
    befriedigt werden können, während Ichstrebgen
    von Anfang auf Objekt u damit auf
    Realität angewiesen sind. Welches die
    Entwicklg des menschlichen Sexuallebens 
    glauben wir in großen Zügen gelernt
    zu haben (Drei Abhandlg z Sexualtheorie)
    Die des menschlichen Ichs, dh der Selbster-
    haltgsfunktionen u der von ihnen ab-
    geleiteten Bildgen, ist schwieriger zu
    durchschauen. Ich kenne nur den einzigen
    Versuch von Ferenczi, der ψα Erfahrungen
    zu diesem Zwecke verwertet. Unsere Auf-
    gabe wäre natürlich sehr erleichtert,
    wenn uns die Entwicklgsgeschichte des
    Ichs anderswoher gegeben wäre, die
    Neurosen zu verstehen, anstatt daß wir
    jetzt umgekehrt verfahren müßen. Man
    bekom̄t dabei den Eindruck, daß die
    Entwicklgsgeschichte der Libido ein weit
    älteres Stück der Entwicklg wiederholt
    als die des Ichs, erstere vielleicht Ver-
    hältniße des Wirbeltierstam̄es
    wiederholt, während letztere von der
    Geschichte der Menschenart abhängig ist.
    Es existirt nun eine Reihe, an welche man
    verschiedene weitgehende Gedanken an-
    knüpfen kann. Sie entsteht, wenn man
    die Ψneurosen (nicht die Übertraggsneurosen
    allein) nach dr Zeitpunkt anordnet, zu
    welchem sie im individ Leben aufzutret 
    pflegen. Dann ist die Angsthysterie

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    die fast voraussetzungslose die früheste, ihr 
    schließt die Konvhy (vom 4 J etwa) an,
    noch etwas später in der Vorpubertät (9-10)
    tritt bei Kindern die Zw auf. Die narzißt. 
    Neurosen fehlen der Kindheit. Von diesen
    ist die Dem pr in klassischer Form Erkrankg
    der Pubertätsjahre, die Par nähert sich
    den Jahren der Reife, und Mel-Manie
    auch dems Zeitabschnitt, sonst unbestim̄bar.

    Die Reihe lautet also:
    Angsthy – Konv.hy – Z – Dem pr – Paranoia –
    Mel-Manie

    Die Fixierungsdispositionen
    dieser Affektionen scheinen auch eine
    Reihe zu ergeben, die aber gegenläufig
    ist. Deutlich  bes. wenn man libid. Disposition
    in Betracht zieht. Es ergäbe sich also, je später
    die Neurose auftritt, auf desto frühere
    Libidophase muß sie regrediren. Dies gilt
    indeß nur in großen Zügen. Unzweifelhaft
    richtet sich Khy gegen Primat d. Genitalien  
    die Zw gegen die sadist Vorstufe, alle 3 
    Übertraggsneuros gegen vollzogene Libido-
    entwicklg. Die narzißt Neuros aber gehen
    auf Phasen vor Objektfindg zurück,
    die Dem pr regredirt bis zum Autoerotis
    die Paranoia bis zur narzißt homosex. 
    Objektwal, der Mel liegt narzißt Identif 
    mit dem Objekt zu Grunde. Die Differenzen
    liegen darin, daß die Dem unzweifelhaft
    früher auftritt als die Par, obwol ihre
    lib. Disposition weiter zurückreicht
    und daß Mel Manie keine sichere zeit-
    liche Einreihg gestatten. Man kann es also
    nicht festhalten, daß die sicher vorhanden

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    Zeitreihe der ΨN allein durch die Libidoentwi-
    cklg bestim̄t wäre. Soweit dies zutrifft 
    würde man die umgekehrte Beziehg zwischen 
    beiden betonen. Es ist auch bekannt, 
    daß mit Altersfortschritt Hy oder Zw 
    in Dem sich umsetzen kann, nie kom̄t 
    das Umgekehrte vor.

    Man kann aber eine andere phylogenet. 
    Reihe aufstellen, die wirklich mit 
    der Zeitreihe der Neuros gleichläufig 
    ist. Nur muß man dabei weit ausholen 
    u sich manches hypothetische Zwischenglied 
    gefallen lassen.

    Von D ist zuerst die Idee ausgesprochen 
    worden, daß das Urmenschentier seine 
    Existenz in einem überaus reichen, alle 
    Bedürfnisse befriedigenden Milieu 
    hingebracht, dessen Nachhall wir im Mythus 
    vom uranfänglichen Paradies erhalten 
    haben. Dort mag es die Periodizität 
    der Libido überwunden haben, die den 
    Säugetieren noch anhaftet. Ferenczi hat 
    dann in der bereits erwähnten gedanken-
    reichen Arbeit die Idee ausgesprochen, 
    daß die weitere Entwicklung dieses 
    Urmenschen unter dem Einfluß der 
    geologischen Erdschicksale erfolgt ist, und 
    daß insbesondere die Not der Eiszeiten 
    ihm die Anregung zur Kulturent-
    wicklg gebracht hat. Es wird ja allgemein 
    zugegeben, daß die Menschenart zur 
    Eiszeit bereits bestand und ihre Einwirkg 
    an sich erfahren hat.

    Greifen wir die Idee von Ferenczi auf, 
    in den 3 Dispositionen zur Angsthy, 
    Konversionshy und Zwangs Regressionen 
    auf Phasen zu sehen, erkennen, welche

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    dereinst die ganze Menschenart vom 
    Beginne bis zum Ende der Eiszeiten 
    durchzumachen hatte, so daß damals alle 
    Menschen so waren wie heute nur 
    ein Anteil kraft seiner erblichen 
    Veranlagung und durch Neuerwerbung 
    ist. Die Bilder können sich natürlich 
    nicht völlig decken, denn die Neurose 
    enthält mehr als was die Regression 
    mit sich bringt. Sie ist auch der Aus-
    druck des Sträubens gegen diese 
    Regression und ein Kompromiß zwischen 
    dem urzeitlich Alten und dem Anspruch 
    des kulturell Neuen. Am stärksten 
    wird sich diese Differenz bei der 
    Zwangsneurose ausprägen müßen, welche 
    wie keine andere unter dem Zeichen 
    der inneren Gegensätzlichkeit steht. 
    Doch muß die Neurose, soweit das Ver-
    drängte in ihr gesiegt hat, das urzeitliche 
    Bild wiederbringen.

    Unsere erste Aufstellung würde also 
    behaupten, daß die Menschheit unter 
    dem Einfluß der Entbehrungen, welche 
    ihr die hereinbrechende Eiszeit aufer-
    legte, allgemein ängstlich geworden 
    ist. Die bisher vorwiegend freundliche 
    jede Befriedigg spendende Außen-
    welt verwandelte sich in eine Häufung 
    von drohenden Gefahren. Es war aller 
    Grund zur Realangst vor allem 
    Neuen gegeben. Die sex Libido verlor 
    allerdings zunächst ihre Objekte, die ja 
    menschliche sind, nicht, aber es läßt sich 
    denken, daß das in seiner Existenz be-
    drohte Ich von der Objektbesetzung 

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    einigermaßen absah und die Libido im Ich 
    erhielt und so in Realangst verwandelte, 
    was vorher Objektlibido gewesen war. 
    An der infantilen Angst sehen wir 
    nun, daß das Kind die Objektlibido 
    im Falle der Unbefriedigg in Realangst 
    vor dem Fremden verwandelt, aber 
    auch, daß es übhpt dazu neigt, sich vor 
    allem Neuen zu ängstigen Wir haben 
    einen langen Streit darüber geführt, 
    ob die Realangst oder die Sehnsuchtangst 
    das Ursprünglichere ist, ob das Kind seine 
    Libido in Realangst wandelt, weil es für 
    zu groß, gefährlich erachtet u so übhpt zur 
    Vorstellg der Gefahr kom̄t, oder ob 
    es vielmehr einer, allgemeinen Ängstlich-
    keit nachgiebt und aus dieser lernt, sich 
    auch vor seiner unbefriedigten Libido 
    zu fürchten. Unsere Neigung ging dahin 
    das erstere anzunehmen, die Sehnsucht-
    angst voranzustellen, aber dazu fehlte 
    uns eine besondere Disposition. Wir 
    mußten es für eine allgemein‑kindliche 
    Neigung erklären. Die phylogenetische Über-
    legung scheint nun diesen Streit zu Gunsten 
    der Realangst zu schlichten u läßt uns 
    annehmen, daß ein Anteil der 
    Kinder die Ängstlichkeit des Beginns 
    der Eiszeiten mitbringt und nun durch 
    sie verleitet wird, die unbefriedigte 
    Libido wie eine äußere Gefahr zu 
    behandeln. Das relative Übermaß der 
    Libido würde aber derselben Anlage 
    entspringen u die Neuerwerbung 
    der disponirten Ängstlichkeit ermög-
    lichen. Im̄erhin würde die Diskussion 
    der Angsthysterie das Übergewicht 

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    der phylogenetischen Disposition über alle 
    anderen Momente befürworten. 

    2). Mit dem Fortschritt der harten Zeiten 
    mußte sich den in ihrer Existenz bedrohten 
    Urmenschen der Konflikt zwischen Selbst-
    erhaltung und Fortpflanzungslust ergeben, 
    welcher in den meisten typischen Fällen 
    von Hysterie seinen Ausdruck findet. 
    Die Nahrungsmittel reichten nicht hin, 
    eine Vermehrung der menschlichen Horden 
    zu gestatten und die Kräfte des Einzelnen 
    reichten nicht aus, so viele der Hilflosen am 
    Leben zu erhalten. Die Tötung der Geborenen 
    fand sicherlich einen Widerstand. an der 
    Liebe besonders der narzißtischen Mütter
    Somit wurde es soziale Pflicht, die Fort-
    pflanzung zu beschränken. Die perversen 
    nicht zur Kinderzeugung führenden Befriedi-
    iggen entgingen diesem Verbot, was 
    eine gewiße Regression auf die Libido-
    phase vor dem Primat der Genitalien 
    beförderte. Die Einschränkg mußte das 
    Weib härter treffen Abstinenz als den um die 
    Folgen des Sexualverkehrs eher unbe-
    kümmerten Mann. Diese ganze Situation 
    entspricht offenkundig den Bedinggen 
    der Konversionshysterie. Aus der Symptom-
    atik derselben schließen wir, daß der 
    Mensch noch sprachlos war, als er sich aus 
    der unbezwungenen Not das Verbot 
    der Fortpflanzung auferlegte, also 
    auch noch nicht das System des Vbw 
    über seinem Ubw aufgebaut hatte. 
    Auf die Konversionshy regrediert dann auch 
    der dazu Disponirte, speziell das Weib 

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    unter dem Einfluß der Verbote, welche die 
    Genitalfunktion ausschalten wollen, während 
    stark erregende frühzeitige Eindrücke 
    zur Genitalbetätigung drängen.

    3). Die weitere Entwicklug ist leicht zu konstruiren. 
    Sie betraf vorwiegend den Mann. Nachdem er 
    gelernt hatte an der Libido zu sparen und 
    die Sexualtätigkeit durch Regression auf eine 
    frühere Phase zu erniedrigen, gewann 
    die Betätigg der Intelligenz für ihn die 
    Hauptrolle. Er lernte forschen, die Welt feind-
    liche etwas verstehen und sich durch Er-
    findungen eine erste Herrschaft über sie 
    zu sichern. Er entwickelte sich unter dem 
    Zeichen der Energie, bildete die Anfänge 
    der Sprache aus u mußte den Neuerwerb-
    ungen große Bedeutg zulegen. Die Sprache 
    war ihm Zauber, seine Gedanken erschienen 
    ihm allmächtig, er verstand die Welt 
    nach seinem Ich. Es ist die Zeit der animist-
    ischen Weltanschauung u ihrer magischen 
    Technik. Zum Lohn für seine Kraft, so 
    vielen anderen Hilflosen Lebenssicher-
    ung zu schaffen, maßte er sich die unein-
    geschränkte Herrschaft über sie an, vertrat 
    durch seine Persönlichkeit die beiden 
    ersten Setzungen, daß er selbst unverletzlich 
    sei und daß ihm die Verfügung über 
    die Frauen nicht bestritten werden 
    dürfe. Zu Ende dieses Zeitabschnitts war 
    das Menschengeschlecht in einzelne Horden 
    zerfallen, die von einem starken und 
    weisen brutalen Mann als Vater beherrscht 
    wurden. Es ist möglich, daß die egoistisch 
    eifersüchtige u rücksichtslose Natur, die 
    wir nach völkerpsychologischen Erwäggen 
    dem Urvater der Menschenhorde zuschreiben

  • S.

    16

    nicht von Anfang an vorhanden war, sondern 
    sich im Laufe der schweren Eiszeiten als 
    Resultat der Anpassung an die Not heraus-
    gebildet hat.

    Die Charaktere dieser Menschheitsphase 
    wiederholt nun die Menschheits¿ Zwangs-
    neurose, einen Teil derselben negativ, da 
    ja die Neurose dem Sträuben gegen 
    Reaktionsbildgen diese Wiederkehr mitentspricht. Die Über-
    betonung des Denkens, die riesige Energie, 
    die im als Zwang wiederkehrt, die Allmacht 
    der Gedanken, sind unverwandelte 
    Züge. Aber gegen die brutalen Impulse, 
    welche das Liebesleben ersetzen wollen, 
    erhebt sich der Widerstand späterer Ent-
    wicklungen die Neigung zu unverbrüch-
    lichen Gesetzen, der von dem libidinösen 
    Konflikt aus endlich die Lebensenergie 
    des Individuums lähmt und nur die 
    auf Geringfügiges verschobenen Impulse 
    als Zwang bestehen läßt, übrig. So geht 
    dieser für die Kulturentwicklg wert-
    vollste menschliche Typus an den Ansprüchen 
    des Liebeslebens zu Grunde in seiner 
    Wiederkehr, wie der großartige Typus 
    des Urvaters selbst, der später als 
    Gottheit wiederkehrte, an den familiären 
    Verhältnißen, die er sich schuf, in der 
    Wirklichkeit zu Grunde gegangen ist.

    4). Soweit wären wir in der Erfüllg eines 
    von Ferenczi vorhergesehenen Program̄s 
    die neurotischen Regressionstypen mit 
    den Etappen der Stam̄esgeschichte der Mensch-
    heit in Einklang zu bringen“, gekom̄en, 
    vielleicht ohne in allzu gewagte Spekulationen 
    abzuirren. Für die weiteren und später 

  • S.

    17

    auftretenden narzißtischen Neurosen fehlte 
    uns aber jede Anknüpfg, wenn uns 
    nicht die Annahme zu Hilfe käme, daß 
    die Disposition zu ihnen von einer zweiten 
    Generation erworben worden ist, deren 
    Entwicklg in eine neue Phase mensch-
    licher Kultur hinüberleitet.

    Diese zweite Generation hebt mit den Söhnen 
    an welchen der eifersüchtige Urvater 
    nicht gewähren läßt. Wir haben an anderer Stelle 
    (T u. T.) eingesetzt, daß er sie vertreibt, 
    wenn sie das Alter der Pubertät erreicht 
    haben. ΨA Erfahrungen mahnen aber eine 
    andere u grausamere Lösung an die Stelle 
    zu setzen, nämlich daß er sie ihrer Mannheit 
    beraubt, wonach sie als unschädliche Hilfsar-
    beiter in der Horde bleiben können. 

    Den Effekt der Kastration in jener Urzeit dürfen 
    wir uns wol als Erlöschen der Libido und 
    Stehenbleiben in der indiv Entwicklg vor-
    stellen. Solchen Zustand scheint die Dem pr.
    zu wiederholen, die zumal als Hebephrenie 
    zum Aufgeben jedes Liebesobjekts, Rück-
    bildg aller Sublimirungen und Rückkehr 
    zum Autoerotismus führt. Ver Das jugend-
    liche Individ verhält sich so, als ob es die 
    Kastration erlitten hätte; ja, Selb wirk-
    liche Selbstkastrationen sind bei dieser 
    Affektion nicht selten. Was die Krankheit 
    sonst auszeichnet, die Sprachveränderungen, 
    und halluzinat. Stürme, darf man in 
    das phylogenet. Bild nicht einbeziehen, 
    denn sie entsprechen den Heilungsver-
    suchen, den vielfältigen Bemühungen, 
    das Objekt wiederzugewin̄en, die 
    im Krankheitsbilde beinahe auffälliger 
    Zeitlang. sind als die Rückbildungserscheinungen.

  • S.

    18

    Mit der Annahme einer solchen Behandlg 
    der Söhne hängt eine Frage zusam̄en, die 
    im Vorübergehen zu beantworten ist. 
    Woher kom̄t den Urvätern Nachfolge und 
    Ersatz, wenn sie sich der Söhne in solcher 
    Weise entledigen? Schon Atkinson hat 
    den Weg gewiesen, indem er hervorhob, 
    daß nur die älteren Söhne die volle Ver-
    folgg des Vaters zu befürchten hatten, daß 
    aber der jüngste – schematisch gedacht – 
    wol dank der Fürbitte der Mutter vor 
    allem aber infolge des Alterns und der 
    des Vaters u seiner Hilfsbedürftigkeit 
    Aussicht hatte, diesem Schicksal zu entgehen 
    und der Nachfolger des Vaters zu werden. 
    Dieser Vorzug des Jüngsten wurde in der 
    nächstkom̄enden sozialen Gestaltung gründ-
    lich beseitigt und durch das Vorrecht des 
    Ältesten ersetzt. Im Mythus u im Märchen 
    ist er aber sehr gut kenntlich erhalten.

    5). Die nächste Wandlg konnte nur darin 
    bestehen, daß die bedrohten Söhne sich 
    der Kastration durch die Flucht entzogen 
    und lernten, miteinander verbündet 
    den Kampf des Lebens auf sich zu nehmen. 
    Dies Zusam̄enleben mußte sozialen 
    Gefüle zeitigen und konnte auf homo-
    sexueller Sexualbefriedigg aufgebaut 
    sein. Es ist sehr möglich, daß in der Ver-
    erbung dieser Zustandsphase die lange 
    gesuchte hered. Disposition der Homo-
    sexualität zu erblicken ist. Die hier ent-
    standenen aus der Homosex sublim-
    irten sozialen Gefüle wurden aber 
    zum dauernden Menschheitsbesitz und 
    zur Grundlage jeder späteren Gesell-
    schaft. Diese Zustandsphase bringt aber 

  • S.

    19

    ersichtlich die Par wieder; richtiger gegen 
    die Wiederkehr ders. wehrt sich die Par
    bei der die geheimen Bündniße nicht fehlen 
    und der Verfolger eine großartige 
    Rolle spielt. Die Par sucht die Homosex. 
    abzuwehren, welche die Grundlage der 
    Brüderorganisation war, und muß 
    dabei den Befallenen aus der 
    Gesellschaft treiben und seine sozialen 
    Sublimirungen zerstören

    6). Die Einreihung der Mel‑Manie in diesen 
    Zusam̄enhang scheint auf die Schwierig-
    keit zu stoßen, daß eine Normalzeit 
    für das individuelle Auftreten dieses 
    neurotischen Leidens nicht sicher anzugeben 
    ist. Doch steht es fest, daß sie eher dem Alter 
    der Reife angehört als der Kindheit 
    Faßt man die charakterist Abwechslung 
    von Depression und Hochstim̄ung ins Auge, 
    so ist es schwer sich an nicht die so ähnliche 
    Aufeinanderfolge von Triumph und 
    Trauer zu erinnern, welche regelmäßigen 
    Bestand religiöser Festlichkeiten bildet. 
    Trauer über den Tod des Gottes, Triumph-
    freude über seine Wiederaufstehung. 
    Dieses religiöse Zeremoniell wiederholt 
    aber nur, wie wir aus den Angaben 
    der Völkerpsychologie erraten haben, 
    in umkehrender Richtung das Ver-
    halten der Mitglieder des Brüder-
    klans, nachdem sie den Urvater über-
    fallen wältigt und getödtet hatten: 
    Triumph über seinen Tod und dann 
    Trauer darüber, da sie ihn doch alle 
    als./  Vorbild verehrt hatten. So gäbe dieses 
    große Ereignis der Menschengeschichte 
    welches der Urhorde ein Ende machte 

    Editorische Anmerkung: 
    Das Faksimile der letzten Seite 20 und der ersten Seite des Nachtrages (Seite 21), den Freud  nach den Bemerkungen von Ferenczi noch verfasst hatte, fanden sich weder in dem Konvolut der XII. Abhandlung, das uns 2013 zur Ablichtung in der Library of Congress zur Verfügung gestellt wurde, noch sind sie in der 2017 veröffentichten elektronischen Publikation dieses Dokumentes der Library of Congress enthalten (https://www.loc.gov/resource/mss39990.OV1326/?sp=1&st=gallery [2024-12-31]. Die von Ilse Grubrich-Simitis 1985 publizierte Faksimile-Ausgabe enthält aber noch diese hier fehlenden Seiten. 

    20

    und sie durch die siegreiche Brüderorgan-
    isation ersetzte, die Praedisposition für 
    die eigentümliche Stim̄ungsfolge, die wir 
    als besondere narzißtische Affektion 
    neben den Paraphrenien anerkennen.

    Die Trauer um über den Urvater geht aus der 
    Identifizirung mit ihm vor, und solche 
    Identifizirg haben wir als die Bedingung 
    des melancholischen Mechanismus nachge
    wiesen.

    Zusam̄enfassend können wir sagen. Wenn 
    die Dispositionen zu den 3 Übertraggs-
    neurosen im Kampf mit der Not der 
    Eiszeiten erworben wurden, so stam̄en 
    die Fixirungen, welche den narzißtischen 
    Neurosen zu Grunde liegen aus der 
    Bedrängg durch den Vater, welcher 
    nach Ablauf der Eiszeit deren Rolle 
    gleichsam gegen die zweite Generation über-
    nim̄t, fortsetzt. Wie der erste Kampf 
    zur patriarchalischen Kulturstufe führt, 
    so der zweite zur sozialen, aber aus beiden 
    ergeben sich die Fixirungen, die in ihrer 
    Wiederkehr nach Jahrtausenden zur 
    Disposition der zwei Gruppen von Neurosen 
    werden. Auch in diesem Sinne ist also 
    die Neurose ein Kulturerwerb 
    Ob die hier entworfene Parallele 
    mehr ist als eine spielerische Ver-
    gleichung, in welchem Maße sie die 
    noch nicht gelösten Rätsel der Neurosen 
    zu beleuchten mag, darf füglich 
    ferneren Untersuchungen und der 
    Beleuchtg durch neue Erfahrungen 
    überlassen werden ____________

     

    Editorische Anmerkung: 
    Der Strich zeigt das ursprüngliche Ende des Manuskripts an.

    Freud schickt diesen Entwurf an Sandor Ferenczi, in dem beigefügten Brief vom 28.7.1915 schreibt er: 
    Seite 21-23 sind nach Ihrem Brief hin-
    zugefügt, auf den ich gewartet hatte.“ (F-FeSa/1915-07-28)
    Damit reagierte Freud auf eine Stelle im Brief Ferenczis vom 24. Juli 1915: 
    „Nur die Analogie zwischen Dementia praecox und der Kastrationsphase leuchtet mir nicht ein. Die Kastrierten können sich ja nicht fortgepflanzt und ihren Zustand phylogenetisch fixiert haben; Sie meinen also sicher die Fixierung der Kastrations-Angst. Der Verlust der Mutter hat allerdings bei den ausgetriebenen Söhnen zunächst volle Ratlosigkeit und Regression auf den Narzißmus zur Folge haben können. Es fragt sich aber, wie sich auch diese Phase phylogenetisch fixiert haben mag, ebenso ist die Fixierung der Homosexualität rätselhaft, wenn man nicht annimmt, daß einzelne Homosexuelle bisexuell blieben und sich fortpflanzen konnten. Es wäre denn, daß jede dieser Phasen einzelne ›Verbrecher‹ gezeitigt hat, die ungehindert durch die herrschende Zeitströmung sich normal mit der Frau (Mutter) begatteten. (Ödipus, Raub der Sabinerinnen.)“ (FeSa-F/1915-07-24)

    21

    Nun ist Zeit Reihe Einwendungen zu denken, die mahnen, 
    daß wir die erreichten Zurückführgen nicht überschätzen 
    sollen. Zunächst jedem aufdrängen, daß die zweite 
    Reihe der Dispositionen, die der zweiten Gener-
    ation, nur von Männern (als Söhnen) erworb 
    werden konnten, während Dem pr, Paran 
    u Mel ebensowohl von Frauen produzirt 
    werden. Frauen in Urzeiten unter noch 
    mehr verschiedenen Bedingg gelebt 
    als heute. Sodann haftet an diesen Dispositionen 
    eine Schwierigkeit, von der die ersten 
    Reihe frei sind: Sie scheinen unter Bedinggen 
    erworb zu werden, die Vererbung aus-
    schließen. Es ist evident, daß die kastrirten 
    u eingeschüchterten Söhne nicht zur Fortpflanzung 
    kom̄en also ihre Disposition nicht fortsetzen 
    können (Dem pr). Aber ebensowenig 
    kann der ψ Zustand der ausgetriebenen 
    in Homosexualität verbundenen Söhne Einfluß 
    auf die nächsten Generationen nehmen 
    da sie als unfruchtbare Seitenzweige der 
    Familie erlöschen, solange sie nicht über 
    den Vater triumphirt haben. Bringen 
    sie es aber zu diesem Triumph, so ist 
    es Erlebnis einer Generation, dem 
    man die notwendige unbegrenzte 
    Vervielfältigg absprechen muß. Wie

    Wie sich denken läßt, braucht man 
    auf so dunkeln Gebieten um Auskünfte 
    nicht verlegen zu sein. Die Schwierigkeit fällt 
    ja im Grunde mit einer früher aufgeworf-
    zu St zusam̄en, wie sich der brutale Vater 
    der Eiszeit, der ja nicht unsterblich war wie 
    sein göttliches Nachbild, fortgesetzt. Wieder 
    bietet sich der jüngere Sohn, der später zum 
    Vater wird, der zwar nicht selbst kastrirt 
    wird, aber das Schicksal seiner älteren 

  • S.

    22

    Brüder kennt u für sich befürchtet, an den die 
    Versuchung herangetreten sein muß wie die 
    glücklicheren von ihnen zu fliehen u auf 
    das Weib zu verzichten. So bliebe neben 
    den als unfruchtbar abfallenden Männern 
    im̄er eine Kette von anderen, die an ihrer 
    Person die Schicksale des Männergeschlechts 
    durchmachen u als Dispositionen vererben 
    können. Der wesentliche Gesichtspunkt bleibt 
    bestehen, daß sich für ihn die Not der Zeiten 
    durch den Druck des Vaters ersetzt.

    Der Triumph über den Vater muß ungezälte 
    Generationen hindurch geplant u phantasirt 
    worden sein ehe es gelang ihn zu realisiren. 
    Die Ausbreitg der durch den Vaterdruck erzeugten 
    Dispositionen auf das Weib scheint selbst 
    größere Schwierigkeit zu bereiten. Die Schick-
    sale des Weibes in diesen Urzeiten sind uns 
    durch besonderes Dunkel verhüllt. So mögen 
    Lebensverhältniße in Betracht kom̄en, die 
    wir nicht erkannt haben. Der gröbsten Schwier-
    igkeit überhebt uns aber die Bemerkg, 
    daß wir der Bisexualit des Menschen 
    nicht vergeßen dürfen. So kann das Weib 
    die vom Mann erworb Dispositionen 
    übernehmen und selbst an sich zum Vor-
    schein bringen.

    Indeß machen wir uns klar, daß wir mit 
    diesen Auskünften im Grund nichts 
    anderes erreicht. als unsere wissensch. 
    Phantasien dem Vorwurf der Absur-
    dität entzogen zu haben. Im Ganzen be-
    halten sie ihren Wert als heilsame Er-
    nüchtergen, wenn wir vielleicht auf 
    Wege waren, die phylogenet Disposition 
    über alles andere zu setzen. Es geht also 
    nicht so zu, daß in vielleicht gesetzmäßig 
    festgestellter Verhältniszal archaische 

  • S.

    23

    Konstitutionen an den neuen Indiv wiederkehren 
    und sie durch den Konflikt mit den Ansprüchen 
    der Gegenwart in Neurose drängen. Es bleibt 
    Raum für Neuerwerbg und für Einflüße, die 
    wir nicht kennen. Im Ganzen sind wir nicht am 
    Ende, sondern zu Anfang eines Verständ-
    nißes dieses phylogenet. Faktors.

  • S.

    28. 7. 15

    Lieber Freund

    Ich schicke Ihnen hier den Entwurf der XII, 
    der Sie gewiß interessiren wird. Sie können
    ihn wegwerfen oder behalten. Die
    Reinschrift folgt ihm Satz für Satz
    u weicht nur wenig von ihm ab.
    Seite 21-23 sind nach Ihrem Brief hin-
    zugefügt, auf den ich gewartet hatte.
    Ihr ausgezeichneter Einwand war zum
    Glück vorgesehen worden.

    Ich werde nun eine Pause eintreten
    lassen, ehe ich Bw u Angst endgiltig
    ausarbeite. Ich leide viel an
    Karlsbader Beschwerden.

    Herzl Gruß Ihr Freud

Recto/Verso