• S.

    Wien am 2. 6. 1913

    My dear Dr Brill

    Es sind nur mehr wenige (6) Wochen bis zum
    Beginn der ersehnten Ferien. Ich habe die
    große Arbeit dieses Jahres, den vierten
    Artikel der Übereinstim̄ung fertig ge-
    macht u hoffe, Sie werden ihn noch vor dem
    Kongreß lesen.

    Jones war hier u hat große Konferenzen mit
    uns Allen gehabt. Ich denke, wir halten den
    Verein, so lange es geht, bis unsere Organe
    erstarkt sind u vielleicht bis Jung etwas abge-
    wirtschaftet hat. Ein innerlicher Kontakt
    ist mit ihm u seinen Antisemiten unmöglich
    geworden. Dann machen wir die Sache allein
    weiter.

    Die englische Zeitschrift wird leider nicht zu
    vermeiden sein. Ich bin dafür die Ent-
    scheidung darüber, wer sie herausgeben
    soll, nicht auf dem Kongreß zu treffen,
    sondern sie den Amerikanern zu
    überlassen. In München würden wir in
    der Minorität bleiben. Übrigens
    hoffe ich, daß auch Sie einen Tag früher

  • S.

    in M. eintreffen werden, damit wir alles
    Notwendige gemeinsam besprechen können.
    Diesmal müßen Sie mir helfen, einen Wunsch
    der kleinen Gioia, die gewiß schon Wünsche
    hat, zu erfüllen.

    Ihre Idee mit der Psychop. d. Alltags heiße ich
    vortrefflich. Wahrscheinlich wird es mit dem
    Witz auch nicht anders gehen. Die Trdeutung
    habe ich unendlich bekom̄en u mich unendlich
    mit ihr gefreut. Nach 14 Jahren! Ich hielt
    das Buch immer für unübersetzbar u danke
    Ihnen herzlich für Ihre Mühe und Ihren
    Mut. Natürlich konnte ich darin nur
    blättern, werde aber das Buch in die
    Ferien mitnehmen u Ihnen die eingeh-
    endsten Correkturen, wo ich Sie anbringen
    kann, nach M. mitbringen. Im Herbst
    bekommen wird übrigens eine vierte
    Auflage.

    Es ist eine harte Zeit, aber das Zusam̄en-
    stehen der Freunde u Mitarbeiter
    macht mich sicher.

    Ich grüße Sie herzlich.
    Ihr getreuer
    Freud