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S.
11. 3. 13
Mein lieber Dr Brill
Vielen Dank für Ihren ausführlichen und
klugen Brief. Wir verstehen einander doch
immer. Ich habe mit Bedauern gehört, daß
Sie sich körperlich nicht wol genug fühlen
(Jones). Sollte ein langer Aufenthalt in Europa
vor u nach dem Kongreß nicht das Richtige
für Sie sein?Die engl. Übersetzg der Trdeutung ist noch im̄er
nicht angekommen. Sie haben Ihnen gewiß
wiederum Schwierigkeiten gemacht.Jung ist also wieder in Amerika. Unser
Verhältnis hier ist ganz unpersönlich ge-
worden. Ich mag ihn nicht mehr, daran wird
sich nichts ändern. Seine schlechten Theorien
entschädigen mich nicht genug für seinen
unangenehmen Charakter. In geschäftlichen
Dingen verkehren wir reichlich und es geht
alles ganz glatt.Die Beziehungen zu unseren nächsten Freunden
Ferenczi, Abraham, Sachs u Rank, sowie
zu Jones sind besser denn je. Ich hoffe, die
Welt wird sich überzeugen, daß an den
Entfremdungen mit anderen nicht ich
die Schuld trage.Die Arbeit nach allen Richtungen drückt
mich manchmal sehr fühlbar. Ich werde -
S.
doch alt – 57 J – u sehne mich manchmal nach Er-
leichterung, die aber bei der Notwendigkeit
für soviele Menschen zu sorgen, nicht zu haben ist.
Ich habe manchmal ein gutes Gefül, daß ich
doch eigentlich meine Pflicht gethan habe,
andere Male sehe ich, daß noch viel mehr
ungethan bleibt, und daß unsere Wissenschaft
sehr viel Kraft braucht u verbraucht.Den Verein bändige ich jetzt ziemlich
gut. Stekels Austritt war eine große Be-
freiung. Es fehlt aber an Nachwuchs. Einige
der Früheren entwickeln sich weiter.
Die Ausbreitung außerhalb des Vereins
lässt wenig zu wünschen übrig. Unlängst
habe ich ein Vorwort zu einem Buch von
Pfister, Einführung in die ΨA, geschrieben.
Er ist der treueste u aufrichtigste von
den Schweizern.Es scheint, daß mein Schwager Bernays
seine Kinder der Reihe nach abstößt.
Judiths Geheimnis ist gewiß auch der
Vater.Zu Ostern fahre ich auf einige Tage nach
Venedig mit meiner jetzt einzigen Tochter.
Allen Anderen geht es gut. So hoffentlich
auch Ihrer kleinen Familie.Seien Sie herzlich gegrüßt
von Ihrem getreuen
Freud