Rezension [unsigniert] von: Samuel, S., ›Die subkutane Infusion als Behandlungsmethode der Cholera‹. 1883-203/1883
1883-203/1883 Rezension [unsigniert] von: Samuel, S., ›Die subkutane Infusion als Behandlungsmethode der Cholera‹.
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29. Die subkutane Infusion als Behandlungs-    
methode der Cholera.    

Von Prof. S. Samuel in Königsberg.

Die vorliegende Schrift versucht eine Pathologie der Cholera 
nach dem gegenwärtigen Stande unseres Wissens zu geben, um 
durch theoretische Erwägungen zu einer wirksameren Therapie 
gegen die drohende Epidemie zu gelangen. Gegen Cohnheim
der neuerdings die Reiswasserstühle des enterischen Stadiums für 
ein Sekret der Darmdrüsen erklärt hat, tritt der Verf. für die 
alte Auffassung derselben als eines Transsudates aus den Gefässen
des entzündeten und seines Epithels beraubten Darmkanals ein. 

Alle Erscheinungen des asphyktischen Stadiums können durch 
den Wasserverlust des Blutes in Folge dieser Transsudation erklärt 
werden, ohne dass man an eine direkte Wirkung des Cholerakeimes 
auf den Gesammtorganismus zu denken braucht.

Verf. legt das Hauptgewicht darauf, dass die Transsudation 
in den Darm, wenn sie nicht früher durch ihre Folgeerscheinungen 
zum Tode geführt hat, am dritten Tage auf eine unbekannte 
Weise von selbst zum Stillstande kommt und erklärt es für die 
Hauptaufgabe der Therapie, während dieses gefahrdrohenden Stadiums 
den Verlust des Blutes an Wasser und Salzen zu ersetzen. Dies 
ist durch Infusion von Salzlösungen in die Venen schon oftmals
angestrebt worden, konnte aber nicht zum Ziele führen, weil diese 
Operation nicht so oft vorgenommen werden kann, als durch den 
Darm Flüssigkeit verloren geht. Er schlägt daher vor, mittelst 
eines feinen, liegen gelassenen Troikars eine auf Blutwärme ge-
brachte Lösung von 6 Gramm Kochsalz und 1 Gramm Natr. 
bicarb. in 1000 Theilen destillirten Wassers so oft ins subkutane
Gewebe einzuspritzen, als das Sinken des Pulses dazu auffordert. 
Die Einstichstelle ist am Halse zu wählen, weil daselbst Zirku-
lation und Resorptionam längsten sich erhalten. Auch der Zusatz 
von Medikamenten, wie Opium etc., zur Salzlösung, wird in 
Betracht gezogen.

Von diesem bisher nicht erprobten Verfahren erwartet Verf., 
dass es die Zirkulation während der Dauer der Transsudation 
erhalten und also den Organismus zum Ueberstehen des Cholera-
anfalls tüchtig machen werde.