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S.
11. 2. 12.
Lieber Doktor
Ich bin nur froh, daß es dem Kind gut geht.
Das ist das Wesentliche. Auch zu Ihrer
neuen Stellung am Bronx Hospital
gratulire ich herzlich. Schwere Arbeit
giebt es für uns alle, dafür freuen
wir uns auf das Wiedersehen im
Herbst.Es ist kein Zweifel, daß Jung unvorsichtig
in seinen Äusserungen u allzu impulsiv
in seinem Benehmen ist. Doch weiß Gott,
was er eigentlich gesagt hat, woraus
die Hickson, eine mir gefährlich schein-
ende Person, das gemacht hat. Ich bitte
Sie, sich nicht empfindlich zu zeigen. Der
Sache zuliebe muß man allerlei unter-
drücken.Ich habe jetzt zufällig einen Pat. aus New York,
der bei Jelliffe war. Nach seinen Erzähl-
ungen ist das ein sehr unsauberer Patron.
Auf die Absicht mit der zweiten Auflage
der Selected papers bitte ich Sie nicht ein-
zugehen. Es ist eine sehr schlechtePublikationSpekulation
eine zweite Auflage theilweise mit
Neuem zu erfüllen. Eine solche rechnet
doch mit Personen, die das Buch noch
nicht haben; man will doch nicht daß das -
S.
Buch von denselben Leuten gekauft wird,
die schon die erste Auflage besitzen! Will
man etwas Neues bringen, so thue man
es in einem neuen Buch. Auch die Weg-
lassung der Geschichte der R, eines der popu-
lärsten Beispiele für die Verdrängg schiene
mir unzweckmäßig; ebenso verstehe ich Ihren
Widerstand gegen die Übersetzg des
Traumes, den Sie bereits an Eder abgetreten
haben. Es ist richtig, daß man in Amerika
die Freiheit hat, alles abzudrucken u zu
übersetzen, da keine Convention existirt,
aber fair ist es nicht, und „autorisiren“ könnte
man ein solches Vorgehen auch nicht.
Das Richtige, wenn Sie Lust zu weiteren
Übersetzungen hätten, wäre ein Band,
der die Dora, die Zwneurose u den kleinen
Hans, vielleicht noch den Schreber um-
fasste. Laßen Sie sich durch J. nun gar nicht
beeinflußen.Es thut mir leid, daß Sie soviel Plage mit
der Traumdeutung haben. Hat denn Ihre
Anfrage bei Sonnenschein in London
keinen Erfolg gehabt? Eine englische
Firma wäre doch gewiß vorzuziehen.Ich bin sehr beschäftigt u freue mich auf das
Erscheinen der „Imago“ im März. Heute
grüße ich Sie mit Frau u Kind nur herzlich,
ein andermal mehr von Wissenschaft und
Leben.Ihr immer getreuer
Freud